Gesundheitswesen 2011; 73 - A289
DOI: 10.1055/s-0031-1283479

Normatives Feedback als Präventionskonzept bei Substanzkonsum – eine Übersicht.

S Helmer 1, C Pischke 1, H Zeeb 1, R Mikolajczyk 1
  • 1Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen

Hintergrund: Normatives Feedback erfreut sich vorrangig in den USA zunehmender Popularität als Präventionskonzept bei Risikoverhalten. Dieser Ansatz basiert auf der Beobachtung, dass das persönliche Gesundheitsverhalten von Verhaltensweisen im sozialen Umfeld mitgeprägt wird. Das Verhalten Anderer wird häufig risikoreicher eingeschätzt als es in Wirklichkeit ist; wodurch falsche „Normen„ für eigenes Verhalten angesetzt werden. Die Korrektur dieser Fehleinschätzung wird als normatives Feedback bezeichnet. Ziel unserer Studie war, die Evidenz zur Wirksamkeit des normativen Feedbacks im Hinblick auf Substanzkonsum aufzuarbeiten. Methoden: Ausgangspunkt der Literaturrecherche bildete ein Cochrane Review von 2009 zum normativen Feedback beim Alkoholmissbrauch. Zusätzlich erfolgte eine Literatursuche in Pubmed, BioMed Central und JADE. Einschlusskriterien waren: Zeitraum der Studienveröffentlichung zwischen 2000–2009 und Überprüfung der Intervention durch den Vergleich mit Kontrollgruppen. Unterschiedliche Übermittlungsformen (E-Mail-basiertes Feedback, internetbasiertes Feedback, persönliches individuelles Feedback, persönliches Gruppenfeedback und Marketing-Kampagnen) und unterschiedliche Zeitdauern der Intervention wurden verglichen. Ergebnisse: 25 der identifizierten Studien behandelten nur Alkoholkonsum, eine Studie nur Zigarettenkonsum und eine Studie den Konsum mehrerer Substanzen. Die Studien zeigten inkonsistente Ergebnisse, da ähnliche Interventionen unterschiedliche Ergebnisse bei den gleichen Outcomevariablen zeigten. Durch E-Mail-basiertes Feedback konnte keine Reduktion von alkoholinduzierten Gesundheitsproblemen, Häufigkeit und Menge des Alkoholkonsums und der Häufigkeit von Binge drinking bewirkt werden. Internetbasiertes Feedback hingegen, führte für Interventionszeiträume von 3 Monaten und 4–16 Monaten zu einer Reduktion von alkoholinduzierten Problemen. Die standardisierte Mittelwertdifferenz (SMD) von -0,31 und -0,26 zeigte einen eher kleinen Effekt. Die Häufigkeit des Alkoholkonsums wurde durch internetbasiertes und persönliches individuelles Feedback kurzfristig und mittelfristig reduziert. Die SMD variierte zwischen -0,26 für mittelfristiges individuelles und -0,39 für kurzfristiges internetbasiertes Feedback. Persönliches Gruppenfeedback war wirksam für illegalen Drogenkonsum und Rauchen. Auch hier waren kleine Effekte sichtbar. Diskussion: Internetbasiertes Feedback wirkt auf mehrere alkoholspezifische Outcomes reduzierend. Da Kontrollgruppen bei den untersuchten Studien allerdings im gleichen Setting untersucht wurden, was zu einer Durchmischung von Interventions-und Kontrollgruppe führen kann, sind weitere Studien zur Wirksamkeit der Intervention sind notwendig.

Literatur:

Moreira, MT; Smith, LA.; Foxcroft, D (2009): Social norms interventions to reduce alcohol misuse in university or college students. In: Cochrane database of systematic reviews (Online), H. 3, S. CD006748.