Gesundheitswesen 2011; 73 - A281
DOI: 10.1055/s-0031-1283498

Der Einfluss sozialer Determinanten auf die Inanspruchnahme präventiver und gesundheitsförderlicher Maßnahmen: Ergebnisse einer systematischen Literaturrecherche

C Janßen 1, S Sauter 2, C Kowalski 2
  • 1Hochschule für Angewandte Wissenschaften München, München
  • 2IMVR, Köln

Einleitung: Der soziale Gradient bei Morbidität und Mortalität in Deutschland gilt mittlerweile als hinreichend belegt. Ob und wie weit allerdings soziale Unterschiede im Angebot, in der Inanspruchnahme und bei den Wirkungen medizinischer bzw. gesundheitsbezogener Leistungen dafür verantwortlich gemacht werden können, ist immer noch Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. Erste systematische Übersichtsarbeiten über die empirische Befundlage zeigen, dass vor allem soziale Unterschiede in der Prävention nachgewiesen werden können (Janßen et al. 2009). Die vorliegende tiefer gehende Analyse widmet sich deshalb anhand eines systematischen Literaturreviews speziell diesem Bereich in der Gesundheits- bzw. Krankheitsversorgung. Methode: Systematische Literaturrecherche anhand ausgewählter Suchbegriffe nach deutsch- und englischsprachigen empirischen Studien zwischen 1998 und 2010 zur Befundlage in Deutschland in den Datenbanken Medline, Medizinische Gesundheit, Current Contents Medicine, Deutsches Ärzteblatt, Hogrefe Verlag, Karger Verlag, Krause und Pachermegg Publikations-Datenbank, Thieme Verlag, Cochrane Database of Systematic Reviews, Cochrane Database of Abstracts of Reviews of Effectiveness, Cochrane Central Register of Controlled Trials & Sozialmedizin (SOMED). Ergebnisse: Insgesamt konnten 1303 Veröffentlichungen identifiziert werden, von denen es sich aber lediglich bei 34 Publikationen tatsächlich um empirische Datenanalysen handelt. In den so gefundenen Publikationen können jedoch signifikante Befunde hinsichtlich unterschiedlicher Inanspruchnahme beeinflusst durch Alter, Geschlecht und sozialem Status konstatiert werden. Diskussion: Die Inanspruchnahme von Prävention und Gesundheitsförderung differiert relativ stark nach sozialen Faktoren, Angebot und Wirkung scheinen davon jedoch weniger betroffen zu sein. In Zukunft wird es deshalb vor allem eine Herausforderung sein, die Inanspruchnahmeraten bei den sozial benachteiligten Statusgruppen zu erhöhen. In zahlreichen Nutzeranalysen wird die Studienpopulation nicht mit der Grundgesamtheit verglichen. Dieser Vergleich könnte weitere Hinweise auf eine nach sozialem Status unterschiedliche Inanspruchnahme von Prävention und Gesundheitsförderung geben. Tertiärprävention wird häufig nicht als solche bezeichnet und deshalb von unserer Analysestrategie nicht hinreichend erfasst, da diese eher im Bereich der Kuration oder Rehabilitation angesiedelt wird. Eigene Untersuchungen in diesen Bereichen sollten deswegen zusätzlich erfolgen.

Literatur:

Janßen, C., Grosse Frie, K., Dinger, H., Schiffmann, L., Ommen, O. (2009): Soziale Ungleichheit, medizinische und gesundheitsbezogene Versorgung in Deutschland. In: Richter, M. & K. Hurrelmann (Hrsg.). Soziologie gesundheitlicher Ungleichheit. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften