Gesundheitswesen 2011; 73 - A95
DOI: 10.1055/s-0031-1283507

Können soziale Beziehungen zur Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten beitragen? Ergebnisse einer Längsschnittstudie aus Vorpommern

J Klein 1, N Vonneilich 1, O von dem Knesebeck 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie (IMSG), Hamburg

Einleitung/Hintergrund: Zahlreiche Studien haben konsistent einen signifikanten Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Gesundheit nachgewiesen. Mögliche Erklärungen dieser gesundheitlichen Ungleichheiten sind jedoch noch nicht vollständig erfasst. Die prospektive Studie untersucht den Beitrag sozialer Beziehungen zur Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten. Daten und Methoden: Die Daten stammen aus der SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania) und umfassen 4308 (T0) bzw. 3300 (T1) zufällig ausgewählte Männer und Frauen im Alter von 20 bis 81 Jahren. Als Indikatoren sozialer Ungleichheit wurden Bildungsgrad, Äquivalenzeinkommen und Berufsstatus herangezogen. Strukturelle/quantitative Aspekte sozialer Beziehungen wurden anhand des Social Network Index (SNI) erfasst, während funktionale/qualitative Aspekte durch die wahrgenommene instrumentelle und emotionale Unterstützung erhoben wurden. Der subjektive Gesundheitszustand wurde zu beiden Messzeitpunkten ermittelt. Multivariate logistische Regressionen wurden zur Berechnung des Zusammenhanges von sozioökonomischem Status und Gesundheit eingesetzt. Im ersten Modell wurde ausschließlich für Alter und Geschlecht adjustiert. In weiteren Modellen erfolgte zusätzlich die Adjustierung für die Indikatoren sozialer Beziehungen. Die prozentuale Veränderung der Odds Ratios gibt Aufschluss über den Erklärungsbeitrag sozialer Beziehungen als Mediator gesundheitlicher Ungleichheiten. Ergebnisse: In Abhängigkeit von den verwendeten Indikatoren erklären soziale Beziehungen zwischen 2% und 20% des Zusammenhanges zwischen sozialer Ungleichheit und subjektiver Gesundheit im Längsschnitt. Die Veränderungen der Odds Ratios sind bei Verwendung von Bildung als Ungleichheitsindikator am stärksten. Funktionale Aspekte sozialer Beziehungen leisten einen etwas höheren Erklärungsbeitrag als strukturelle. Die Ergebnisse sind bei Männern konsistenter als bei Frauen. Diskussion/Schlussfolgerungen: Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass soziale Beziehungen einen Beitrag zur Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten leisten. Jedoch variiert der Beitrag in Abhängigkeit von Geschlecht sowie den verwendeten Ungleichheits- und Beziehungsindikatoren.