Gesundheitswesen 2011; 73 - A15
DOI: 10.1055/s-0031-1283547

Die STELLA-Interventionsstudie zur Stillförderung: Wie effektiv sind Personalschulungen auf Klinikebene?

N Meyer 1, H Spegel 1, L Hendrowarsito 1, U Schwegler 1, H Fromme 1, G Bolte 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München

Ein Gesundheitsförderungspotenzial für Kinder liegt in der Verbesserung der qualifizierten Stillberatung von Müttern und des Umgangs mit Stillproblemen. Ziel: Nachweis der Effektivität einer Schulung zur Verbesserung des Stillwissens und des Stillmanagements von Mutter-Kind betreuenden Berufsgruppen in Geburtskliniken und Erhöhung der Stillrate in Niederbayern als Modellregion mit der niedrigsten Stillrate in Bayern. Studiendesign: Klinikbasierte, gemeindebezogene Interventionsstudie. (1) Interventionsphase: Weiterbildung des Personals von 10 Geburtskliniken und von Nachsorgehebammen auf Basis der WHO/UNICEF-Kriterien „Zehn Schritte zum erfolgreichen Stillen„ [1]. (2) Evaluationsphase: (2.1) Prozessevaluation: Befragung der Schulungsteilnehmer/innen hinsichtlich Wissenszuwachs und Umsetzbarkeit im Klinikalltag der Mutter-Kind-Betreuung, strukturelle Veränderungen in den Kliniken (Leitfadengestützte Interviews in den Kliniken vor/nach Intervention), (2.2) Ergebnisevaluation: prospektive Kohortenstudie zum Stillverhalten von Müttern bis zu 4 Monate nach Geburt ihres Kindes. Ergebnisse: An der Personalschulung nahmen 378 Personen teil (85%). Die Befragung der Teilnehmenden (83% Response) ergab einen Wissenszuwachs und die Anwendbarkeit des Gelernten in der beruflichen Praxis. Die Schulungsinhalte wurden z.T. in Klinikarbeitsabläufe umgesetzt. Es kam zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Stillen in den Geburtskliniken [2]. An der Kohortenstudie nahmen 604 Frauen teil (54% Response, 87% Follow-up bis 4. Monat nach Geburt). Die initiale Stillquote lag unverändert bei 74%, jedoch bei höherer Sectio-Rate und kürzerer Krankenhausverweildauer [3]. Die 4-Monats-Punktprävalenz des ausschließlich Stillens betrug nach Intervention 41% versus 34% zuvor. Nach Intervention hielten mehr Frauen alle 5 Schritte, frühes Anlegen, keine Zufütterung, Rooming-in, Stillen nach Bedarf und keine Schnullergabe, ein als vorher (24% versus 8%). Stillprobleme waren nach wie vor der häufigste Abstillgrund. Nach Intervention hatte die Schulbildung der Frauen keinen Einfluss mehr auf die Stilldauer. Schlussfolgerung: Die Weiterbildung verschiedener Berufsgruppen trägt zu strukturellen Veränderungen hin zu einer stillfreundlicheren Krankenhausumgebung bei. Eine Intervention auf Klinikebene allein reicht aber nicht aus, um die Stillrate wesentlich zu erhöhen. Weitergehende Maßnahmen im Sinne einer Public-Health-Strategie zur Stillförderung [4] sind hierzu notwendig.

Literatur:

[1] World Health Organization. Protecting, promoting and supporting breast-feeding: the special role of maternity services. Genf 1989 [2] Meyer N, Spegel H, Hendrowarsito L, Schwegler U, Fromme H, Bolte G. Personalschulung als Interventionsansatz auf Klinikebene zur Stillförderung: Evaluationsergebnisse der ersten Phase der STELLA-Studie. Gesundheitswesen 2010 Dec 15 [Epub ahead of print] [3] Meyer N, Spegel H, Hendrowarsito L, Schwegler U, Fromme H, Bolte G. Determinanten des initialen Stillens: Ergebnisse der Interventionsstudie STELLA im Vergleich zur bayerischen Stillstudie 2005/2006. Gesundheitswesen 2010; 72: 595 [Abstract] [4] EU project on promotion of breastfeeding in Europe. Protection, promotion and support of breastfeeding in Europe: a blueprint for action (revised). European Commission, Directorate Public Health and Risk Assessment, Luxembourg 2008. Projektförderung: Gesundheitsinitiative Gesund.Leben.Bayern. des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit.