Gesundheitswesen 2011; 73 - A351
DOI: 10.1055/s-0031-1283575

Aufbau eines computergestützten Verfahrens zur Kodierung von Berufsangaben und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung

M Noack 1, C Brendler 1, F Liebers 1, C Walzer 1, U Latza 1
  • 1Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin

Einleitung/Hintergrund: Für die berufsbezogene Auswertung von Risikofaktoren und Erkrankungen von Erwerbstätigen ist die Angabe einer Schlüsselnummer nach der internationalen (ISCO) bzw. nationalen Klassifikation der Berufe (KldB) erforderlich. Zur Standardisierung der Verschlüsselung von Freitextangaben (Berufsbezeichnung und Berufsbeschreibung) wurde ein computergestütztes Verfahren entwickelt. Ziel im Kodierprozess ist es, jede Berufsphase einer Berufsklasse (4-Steller der KldB1992) zuzuordnen. Die Qualität der Verschlüsselungen wurde anhand der Übereinstimmung bei Doppelkodierung auf der Ebene der Berufsordnung (3-Steller der KldB1992) und der Berufsklasse überprüft. Daten und Methoden: Zur Verschlüsselung von Berufsangaben eines Datensatzes (5.000 Probanden einer deutschen Kohortenstudie) in KldB1992 kann ein auf MS-Access basierendes Computerprogramm die Kodierkräfte durch automatisch generierte Kodiervorschläge und Suchfunktionen unterstützen. Zur Bearbeitung der Berufsangaben wurden umfangreiche Kodierregeln formuliert. Zwei Kodierkräfte haben unabhängig voneinander die Daten nach der KldB1992 verschlüsselt und in einem mehrstufigen Prozess abgeglichen. Ergebnisse: Von 4.944 Probanden lagen Angaben zu 14.489 Berufsphasen von Erwerbstätigkeit vor. Bei Doppelkodierung dieser wurde eine primäre Beurteilerübereinstimmung von 86% (Berufsordnung) erreicht. Im individuellen Abgleich wurde die Übereinstimmung auf 96% erhöht. Unterschiedliche Kodes sind aufgrund uneindeutiger Probandenangaben, Unklarheiten der Klassifikation und durch Fehleingaben entstanden. Das Programm generierte für 92% der Phasen von Erwerbstätigkeit Kodiervorschläge auf Ebene der Berufsklassen und -nennungen. Bei 69% der Berufsphasen war die endgültig vergebene Schlüsselnummer in den Kodiervorschlägen enthalten. Durch Anwenden des Algorithmus auf die bereits kodierten Berufsphasen konnten die Kodiervorschläge auf insgesamt 97% gesteigert werden, wovon 85% die vergebene Schlüsselnummer enthielten. Diskussion/Schlussfolgerungen: Das entwickelte Instrument bietet Zeitersparnis bei der Kodierung durch Suchfunktionen und automatisch generierte Vorschläge. Der Kodierprozess führt unter Nutzung des Programms und der Kodierregeln zu einer hohen Beurteilerübereinstimmung. Unter Verwendung der bereits verschlüsselten Berufsphasen können zusätzlich Vorschläge mithilfe des Programms generiert werden. Ein Einsatz an weiteren Datensätzen, durch andere Kodierkräfte und ein externer Vergleich werden angestrebt.