Gesundheitswesen 2011; 73 - A84
DOI: 10.1055/s-0031-1283583

Die Rolle des Hausarztes bei der Integration von Menschen mit niedrigem sozialökonomischem Status in GKV-Präventionsangebote – eine qualitative und quantitative Studie

C Pieper 1, J Fuchs 1, A Schröer 2
  • 1Universitätsklinikum Essen, Essen
  • 2BKK Bundesverband, Essen

Hintergrund: Präventionsangebote der GKV werden von Personen mit niedrigem sozialökonomischem Status (SES) weniger wahrgenommen. Die praktische Erreichbarkeit aller sozialen Schichten ist insbesondere in der Praxis des Hausarztes gewährleistet, denn 90% der erwachsenen Bevölkerung suchen mindestens einmal im Jahr einen Arzt auf. Es wird daher untersucht, wie Menschen mit niedrigem SES durch den Hausarzt zur Inanspruchnahme von Angeboten der GKV motiviert werden können und welche Aspekte sich hindernd oder fördernd auf die Präventionsarbeit auswirken. Methoden: Die Studie zeichnet sich durch einen Methodenmix aus: Durch eine explorative Befragung ausgewählter Hausärzte wurde zunächst deren Kenntnisstand zum Thema Präventionsangebote der GKV erfragt und anschließend ein standardisierter Fragebogen erstellt, der an alle 229 Essener Hausärzte verschickt wurde. Nach quantitativer Auswertung werden in einem abschließenden Workshop die Ergebnisse noch einmal qualitativ bewertet. Ergebnisse: Der Rücklauf der schriftlichen Befragung beträgt 23%. 75% der befragten Ärzte empfehlen ihren Patienten die Teilnahme an GKV-Präventionsprogrammen, 65% geben an, dabei keine Unterschiede hinsichtlich des SES zu machen. Als hindernd von ärztlicher Seite werden dabei angegeben (Mehrfachantworten): Zeitfaktor und Vergütung (71% bzw. 65%), Motivation der Patienten selber (62%) und Unübersichtlichkeit der GKV-Programme (48%) und darüber hinaus eigene mangelnde Kenntnis (25%) und fehlende Fortbildungsangebote für Ärzte (21%). Nach endgültiger Auswertung der Ergebnisse (Mai 2011) soll beantwortet werden, welche Interventionsmöglichkeiten dem Hausarzt konkret zur Verfügung stehen und welche Hindernisse auf Seiten der Ärzte und der im Focus stehenden Personen zu überwinden sind. Diskussion/Schlussfolgerungen: Durch die Integration qualitativer und quantitativer Methoden konnte ein speziell auf die Fragestellung zugeschnittener Fragebogen entwickelt werden, dessen Ergebnisse wiederum zur Diskussion gestellt werden. Zeitfaktor und Vergütung sowie mangelnde Kenntnis und Fortbildungsmöglichkeit sind die Hindernisse auf ärztlicher Seite. Aber auch die Motivation der Patienten selber wird kritisiert. Basierend auf den Ergebnissen können Umsetzungsvorschläge wie z.B. zur (punkterelevanten) Fortbildung von Hausärzten im Hinblick auf die gezielte Präventionsberatung erarbeitet werden.