Gesundheitswesen 2011; 73 - A316
DOI: 10.1055/s-0031-1283605

Neue Daten für ein Unfallmonitoring in Deutschland – die telefonische Gesundheitsbefragung GEDA10 des Robert Koch-Instituts

AC Saß 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Hintergrund: Im Jahr 2009 gab es 19.178tödliche Unfälle und nach Hochrechnungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) etwa 8,09 Mio. Unfallverletzte. Diese Zahlen verdeutlichen die große gesundheitspolitische Bedeutung, die Unfälle haben. Aus einer Public Health-Perspektive ist eine genaue Kenntnis des Unfallgeschehens in Deutschland unverzichtbar. Material und Methoden: Ergänzend zu einzelnen Statistiken, die Teile des Unfallgeschehens in Deutschland abbilden, liefert der telefonische Gesundheitssurvey „Gesundheit in Deutschland aktuell 2010„ (GEDA10) als Querschnittsstudie repräsentative Daten zu unfallbedingten Verletzungen, insbesondere auch für den Heim- und Freizeitbereich. 22.050 Personen ab 18 Jahren wurden in computerassistierten Telefoninterviews zu ihrer Gesundheit befragt, ein Aspekt waren Unfälle in den letzten 12 Monaten. Die Auswertungen beziehen sich auf die 20 Fragen des „Unfall-Moduls„. GEDA10 ermöglicht die Verknüpfung detaillierter Angaben zu ärztlich versorgten Unfallverletzungen mit soziodemografischen und sozioökonomischen Merkmalen der Befragten. Ergebnisse: Etwa 8% der Befragten berichten von mindestens einer unbeabsichtigten Verletzung innerhalb der letzten 12 Monate, die ärztlich versorgt wurde. Die Unfallhäufigkeit variiert stark in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht; unter den jungen Männern verunfallte jeder Fünfte. Der Heim- und Freizeitbereich erwies sich auch in dieser Befragung als der häufigste Unfallort: Fast ein Drittel aller berichteten Unfälle passierte zu Hause, ein Viertel in der Freizeit, jeder sechste Unfall war in der Freizeit im Verkehr passiert. Mit GEDA10 liegen darüber hinaus erstmals Angaben zu den Unfallmechanismen und zu beteiligten Produkten vor. Differenzierte Aussagen zu den Unfallfolgen sind ebenfalls möglich. Perspektiven: Es ist geplant, auf Basis der Ergebnisse aus GEDA10 Bereiche zu identifizieren, die verstärkt für die Prävention erschlossen werden sollten. Wenngleich alle Detailangaben (u.a. Unfallmechanismus, Verletzungen) durch die Betroffenen selbst und aus der Erinnerung berichtet wurden und nicht bspw. im Rahmen einer ärztlichen Anamnese, wird außerdem geprüft, ob aus den Daten auch ganz konkrete Ansatzpunkte für die Verhütung von Verletzungen abgeleitet werden können.

Literatur:

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Unfallstatistik. Unfalltote und Unfallverletzte 2009 in Deutschland. http://www.baua.de/de/Informationen-fuer-die-Praxis/Statistiken/Unfaelle/Gesamtunfallgeschehen/pdf/Unfallstatistik-2009.pdf? __blob=publicationFile&v=2 (Stand: 16.02.2011) Statistisches Bundesamt (2010) Gesundheit: Todesursachen in Deutschland 2009. Fachserie 12 Reihe 4. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt Saß AC (2010) Unfälle in Deutschland. Ergebnisse des telefonischen Gesundheitssurveys „Gesundheit in Deutschland aktuell„ (GEDA) 2009. Hrsg. Robert Koch-Institut Berlin. GBE kompakt 2/2010 www.rki.de/gbe-kompakt (Stand: 02.09.2010)