Gesundheitswesen 2011; 73 - A99
DOI: 10.1055/s-0031-1283607

Unterschiede zwischen Studierenden und Auszubildenden hinsichtlich der Kenntnis und Inanspruchnahme des HIV-Test Angebotes des Gesundheitsamtes Bremen

N Schmedt 1, J Törper 1, B Führer 1, A Simon 1, K Liegmann 1, B Braun 1, T Hilbert 2, F Koppelin 3
  • 1Universität Bremen, Bremen
  • 2Gesundheitsamt Bremen, Bremen
  • 3Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen

Hintergrund: Der kostenlose und anonyme HIV-Test der Gesundheitsämter stellt einen wichtigen Bestandteil der HIV-Präventionsstrategie in Deutschland dar. Befragungen von NutzerInnen zeigten, dass vor allem junge und besser gebildete Personen dieses Angebot in Anspruch nehmen. Das Ziel der Studie war demnach, Unterschiede zwischen Studierenden und Auszubildenden zu Risikoverhalten und Problembewusstsein zu untersuchen sowie mögliche Ungleichheiten in der Inanspruchnahme und Kenntnis des HIV-Testangebotes aufzuzeigen. Daten und Methoden: Mithilfe eines standardisierten Fragebogens wurden Studierende der Universität Bremen und Auszubildende des Technischen Bildungszentrums Bremens befragt. Die Teilnehmenden wurden im Sinne eines ‘Convenience Samples' direkt über den Kontakt mit DozentInnen und LehrerInnen rekrutiert. Die Erhebung fand im Dezember 2010/Januar 2011 in den Vorlesungen bzw. im Unterricht statt. Um Unterschiede zwischen Studierenden und Auszubildenden darzustellen, wurden Odds Ratios (OR) mit 95%-Konfidenzintervallen berechnet. Referenzkategorie war dabei jeweils die Gruppe der Auszubildenden. Ergebnisse: Insgesamt konnten 153 Studierende und 179 Auszubildende befragt werden. Studierende waren in der Mehrheit Frauen (59,5%), Auszubildende hauptsächlich männlich (90,5%). Studierende hatten bereits signifikant häufiger einen HIV-Test durchführen lassen als Auszubildende (OR=3,0: 95%-KI:1,8–5,1). Im Hinblick auf das Risikoverhalten zeigte sich, dass Studierende angaben, im letzten Jahr zwar seltener mehr als zwei GeschlechtspartnerInnen gehabt zu haben (OR=0,26: 95%-KI:0,13–0,50). Auszubildende nutzten jedoch häufiger Kondome als Studierende. Das Angebot des Gesundheitsamtes war Studierenden ebenfalls deutlich häufiger bekannt als Auszubildenden (OR=8,1: 95%-KI: 3,1–21,6). Insgesamt kannten mehr Frauen als Männer das Angebot des Gesundheitsamtes. Auffällig war zudem, dass Studierende ihr Wissen über HIV/AIDS insgesamt als höher einschätzten. So gaben 62,2% der Studierenden und 39,3% der Auszubildenden an, über ein gutes oder sehr gutes persönliches Wissen zu verfügen. Diskussion und Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt in Übereinstimmung mit vorherigen Studienergebnissen, dass das HIV-Test Angebot des Gesundheitsamtes Bremen eher besser gebildete junge Erwachsene erreicht. Die Studie zeigt mögliche Ansatzpunkte zu einer Umgestaltung und Neuausrichtung, um auch benachteiligte Gruppen zu erreichen.

Literatur:

Jung F. Der HIV-Antikörpertest – Die Nutzerinnen und Nutzer antworten. Gesundheitswesen 2011; 73: 97–104 Bremer V, Porten K, Jung S, Nitschke H. Testen wir die Richtigen? Ergebnisse einer Klientenbefragung in der Beratungsstelle zu STD einschließlich AIDS des Gesundheitsamtes der Stadt Köln. Gesundheitswesen 2006; 68: 692–696