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DOI: 10.1055/s-0031-1283616
Vaginales Ultraschallscreening als individuelle Gesundheitsleistung. Ergebnisse eines HTA-Berichts
Einleitung/Hintergrund: Im Rahmen eines Health Technology Assessment (HTA)-Berichtes zu Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) der Deutschen Agentur für HTA beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) wurde die Evidenz zum Nutzen der beiden am häufigsten angebotenen IGeL bewertet, das Screening auf Glaukom und das Screening auf Ovarialkarzinom mittels Vaginalultraschall (VUS). Hier wird die Bewertung des VUS berichtet. Daten und Methoden: Es wurde eine systematische Kurzbewertung für VUS-Screening durchgeführt. Dazu wurde in einer systematischen Literaturrecherche zunächst nach HTA-Berichten und systematischen Reviews gesucht und für den Zeitraum nach dem Recherchedatum der jüngsten eingeschlossenen Sekundärstudie nach randomisierten kontrollierten Studien (RCT). Eingeschlossen wurden Studien an asymptomatischen erwachsenen Frauen, die mittels VUS allein oder in Kombination auf Ovarialkarzinom gescreent wurden, im Vergleich zu keinem Screening. Die Zielgrößen waren Mortalität, Morbidität, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Schäden durch Screening. Die Referenzen wurden von zwei Autoren unabhängig voneinander geprüft und in die Informationssynthese ein- oder ausgeschlossen. Die Studienqualität wurde standardisiert erhoben und die Ergebnisse in Evidenztabellen zusammengefasst. Ergebnisse: Insgesamt wurden ein HTA-Bericht und sieben Publikationen zu drei RCT eingeschlossen. Zum Zielkriterium Mortalität liegen weder im HTA-Bericht noch aus den Primärstudien Daten vor. In einer Studie wurden in der Screeninggruppe mehr Tumoren im Frühstadium entdeckt als in der Kontrollgruppe (63% versus 38%, p=0,2285). Die Daten zur Diagnostik zeigen, dass durch Screening ein hohes Maß an Überdiagnostik mit invasiven Eingriffen erzeugt wird. Der positiv prädiktive Wert des VUS bewegt sich zwischen 0,75% und 2,8%. Pro entdecktem invasivem Karzinom wurden in den Studien zwischen 30 und 35 Operationen durchgeführt. Diskussion/Schlussfolgerungen: Der Nutzen des VUS-Screenings zur Früherkennungen des Ovarialkarzinoms kann ohne patientenrelevante Zielgrößen wie Mortalität oder Lebensqualität nicht ausreichend bewertet werden. Belegt ist jedoch bereits das Risiko unnötiger Operationen. Um eine abschließende Bewertung in Bezug auf IGeL zu ziehen sollten die Ergebnisse der laufenden RCT abgewartet werden.