Gesundheitswesen 2011; 73 - A188
DOI: 10.1055/s-0031-1283635

Prädiktionsmodelle zu „häufiger Verärgerung/Wut bei der Arbeit„: ein Vergleich von Produktions- und Angestelltenbereich in einem Unternehmen

W Slesina 1, A Fink 1
  • 1Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle/Saale

Einleitung/Hintergrund: Bei der Arbeit häufig auftretende körperliche und psychische Beschwerden können Vorläufer von Arbeitsunfähigkeit u.a. sein. Eine eigene Studie in einem Unternehmen der Automobil-Zulieferindustrie bezog alle Mitarbeiter/innen in eine Befragung über subjektiv belastende Arbeitsanforderungen und bei der Arbeit auftretende Beschwerden ein. Ein Untersuchungsziel war es, mittels multipler logistischer Regressionsanalyse Prädiktoren und Wahrscheinlichkeiten (Odds Ratios) für gesundheitliche Beschwerden bei der Arbeit zu berechnen und die Güte der Prädiktionsmodelle zu prüfen. Dieser Beitrag vergleicht die signifikanten Prädiktoren für „häufige Verärgerung/Wut bei der Arbeit„ im gewerblichen Bereich mit den Prädiktoren im Angestelltenbereich. Daten und Methoden: An der Mitarbeiterbefragung mit einem validierten Fragebogen (MAF) beteiligten sich 3101 Mitarbeiter aus dem gewerblichen Bereich und 1749 Tarifangestellte und Führungskräfte. Die multiple logistische Regressionsanalyse erfolgte nach dem Algorithmus von Muche et al. (2005). Ergebnisse: Als signifikante, voneinander unabhängige Prognosefaktoren für „häufige Verärgerung/Wut bei der Arbeit„ schälten sich in den Prädiktionsmodellen zum Produktions- bzw. zum Angestelltenbereich übereinstimmend heraus: erlebte Geringschätzung bei der Arbeit, Konflikte mit Kollegen/Vorgesetzen/unterstellten Mitarbeitern, organisatorisch-kommunikative Defizite, Zeit-/Leistungsdruck und störende Unterbrechungen bei der Arbeit. Einige weitere, bereichsspezifische Prädiktoren hatten statistisch geringes Gewicht. Die Prüfung der Gütekriterien beider Prädiktionsmodelle (AUC, Sensitivität, Spezifität u.a.) ergab zufrieden stellende Werte. Diskussion/Schlussfolgerungen: Obwohl sich die Aufgaben, Tätigkeitsinhalte und das Arbeitsumfeld der gewerblichen Mitarbeiter/innen von denen der Tarifangestellten und Führungskräfte erheblich unterscheiden, stimmen die prognostisch bedeutsamen Merkmale für „häufige Verärgerung/Wut bei der Arbeit„ in erheblichem Maße miteinander überein. Die fünf Prognosemerkmale bieten Ansatzpunkte für Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung, um möglichen psychischen Beanspruchungsfolgen sowie negativen betrieblichen Auswirkungen entgegen zu wirken (Netta 2010). Allerdings sind die spezifischen situativen Gegebenheiten zu klären und darauf abgestimmte Maßnahmen erforderlich.

Literatur:

Muche, R., Ring, C. & Ziegler, C. 2005, Entwicklung und Validierung von Prognosemodellen auf Basis logistischer Regression. Aachen: Shaker. Netta, F. 2010, Eine Führungsvision wird zum wegweisenden Ergebnis- und Gesundheitstreiber. In: G. Ochsenbein, U. Pekruhl & R. Spaar (Hrsg.), Human Resource Management, Jahrbuch 2010. Zürich: WEKA Verlag, S. 9–35.