Gesundheitswesen 2011; 73 - A56
DOI: 10.1055/s-0031-1283640

Wie verstehen deutsche und türkische Mütter die derzeitigen primärpräventiven Ernährungsempfehlungen? Eine qualitative Studie zu Einstellungen und Motiven deutscher und türkischer Mütter zur Kinderernährung

L Stahl 1, A Hilbig 2, M Kersting 2, O Razum 3
  • 1Forschungsinstitut für Kinderernährung, Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Dortmund, Bielefeld
  • 2Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund
  • 3Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld

Einleitung/Hintergrund: Ergebnisse der KiGGS-Studie zeigen, dass Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus und Kinder mit Migrationshintergrund ein erhöhtes Risiko für Übergewicht haben [Kurth & Schaffrath Rosario 2007]. Durch ernährungsbezogene Präventionsmaßnahmen wird diese Zielgruppe häufig nicht erreicht [Muckelbauer et al. 2010, Plachta-Danielzik et al. 2007]. Ernährungsgewohnheiten werden maßgeblich durch Familie und soziales Umfeld geprägt, auch die Kultur spielt eine große Rolle. Derzeitige Ernährungspräventionskonzepte wie der „Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr„ nehmen bislang jedoch keine Rücksicht auf kulturell bedingte Einstellungen. Bisherige qualitative Interviews deuten darauf hin, dass Inhalte und Begriffe im Bereich der Kinderernährung von türkischen Müttern kulturell bedingt nicht richtig verstanden werden [Hilbig et al. 2011]. Die kommunikativen Missverständnisse führen zu der Annahme, dass derzeitige deutschsprachige Empfehlungen für türkische Mütter bzw. Familien schwer verständlich und damit schwierig umsetzbar sind. Ziel der Studie ist, kulturell bedingte Missverständnisse von Inhalten und Begriffen in bestehenden Informationen zur präventiven Kinderernährung aufzudecken. Daten und Methoden: Geplant sind leitfadengestützte qualitative Interviews, in denen Einstellungen und Verhaltensweisen deutscher und türkischer Mütter mit niedrigem Sozialstatus zur Kinderernährung mit dem Schwerpunkt Säuglingsernährung erhoben werden. Ergebnisse: Es wird beabsichtigt, erste Ergebnisse des Forschungsvorhabens auf dem Kongress vorzustellen. Diskussion/Schlussfolgerungen: In der geplanten Studie sollen durch qualitative Interviewanalysen die üblichen Begriffe und vermittelten Inhalte zur Kinderernährung mit dem Schwerpunkt Säuglingsernährung für die Zielgruppe türkische Mütter mit niedrigem Sozialstatus eindeutiger definiert werden um die derzeitigen ernährungsbezogenen Präventionsmaßnahmen weiterentwickeln zu können.

Literatur:

Hilbig et al. (2011) Gibt es interkulturelle Unterschiede beim Verständnis der Ernährungsempfehlungen für Säuglinge in Deutschland? – Eine Untersuchung zu Einstellungen und Motiven bei Müttern deutscher und türkischer Herkunft. im Druck. Kurth & Schaffrath Rosario (2007) Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des bundesweiten Kinder- und Jugendsurveys (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 50: 736–737. Muckelbauer et al. (2010) Immigrational Background Affects the Effectiveness of a School-based Overweight Prevention Program Promoting Water Consumption. Obesity 18(3):528–34. Plachta-Danielzik et al. (2007) Four-year follow-up of school-based intervention on overweight children: The KOPS Study. Obesity 15: 3159–3169.