Gesundheitswesen 2011; 73 - A343
DOI: 10.1055/s-0031-1283650

Arbeitslosigkeit, psychische Belastung und körperliche Beschwerden – Ergebnisse einer Repräsentativerhebung

Y Stöbel-Richter 1, E Brähler 2, M Zenger 2
  • 1Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig
  • 2Universität Leipzig, Leipzig

Einleitung/Hintergrund: Arbeitslosigkeit und ihre psychischen und körperlichen Folgen sind inzwischen ein Phänomen von gesamtgesellschaftlicher Relevanz. Das Ziel der Studie war zu untersuchen, inwieweit sich die Dauer der erfahrenen Arbeitslosigkeit auf die psychische Belastung, körperliche Beschwerden und die Einnahme von Medikamenten auswirken. Daten und Methoden: Auf der Grundlage einer deutschlandweiten Repräsentativerhebung wurden 2009 insgesamt 1030Männer und 1304 Frauen ab 18 Jahren befragt. Neben Fragen zu Arbeitslosigkeitserfahrungen wurden Screening-Instrumente zu Angst, Depression, Burnout und zum Auftreten weiterer psychischer und körperlicher Beschwerden eingesetzt sowie die aktuelle Medikamenteneinnahme erfasst. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Varianzanalysen und logistischen Regressionen. Ergebnisse: Längere Zeiten von erlebter Arbeitslosigkeit gehen mit erhöhten Angst-, Depressions- und Burnoutwerten einher. Bezogen auf die Dauer der Arbeitslosigkeit zeigten sich auch signifikante Unterschiede bei der Intensität von Beschwerden, wie z.B. Kopf- und Rückenschmerzen, Herzrasen, Schlafstörungen und Übelkeit, sowie der Einnahme von Schmerzmitteln und Antidepressiva. Des Weiteren wiesen Frauen höhere Werte für Angst und Burnout auf, gaben zum Teil eine größere Intensität von Beschwerden (Kopfschmerzen, Schlafstörungen) an und hatten einen signifikant größeren Anteil derer, die die erwähnten Medikamente einnahmen. Einen weiteren wichtigen Einfluss auf die meisten der berichteten psychischen und körperlichen Beschwerden hatte das Alter der Befragten, wobei ältere Menschen ein höheres Belastungsniveau aufwiesen. Diskussion/Schlussfolgerungen: Sowohl die psychische Belastung als auch die Häufigkeit von körperlichen Beschwerden nehmen mit der Dauer der Arbeitslosigkeit zu. Daneben sind sowohl das Alter der Befragten als auch das Geschlecht weitere wichtige Determinanten für die hier untersuchten Belastungen und Symptome.