Gesundheitswesen 2011; 73 - A131
DOI: 10.1055/s-0031-1283652

Häufigkeit und Intensität der ambulanten Inanspruchnahme im Spiegel großer Bevölkerungsumfragen. Sind die Ergebnisse vergleichbar?

E Swart 1
  • 1Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg

Hintergrund: Die großen repräsentativen Bevölkerungssurveys umfassten neben Fragen zur Gesundheit und ihren Determinanten auch solche zur Häufigkeit und Intensität der ambulanten Inanspruchnahme. Bei der Nutzung dieser Umfragen als Referenz und zur Beurteilung zeitlicher Entwicklungen ist es notwendig zu wissen, inwieweit die Instrumente und damit die Ergebnisse aus diesen Untersuchungen vergleichbar sind. Datengrundlage: Public use files des Ost-West-Surveys 1991 (OW91), des Bundesgesundheitssurveys 1998 (BGS98), des telefonischen Gesundheitssurveys 2003 (Tel03) und des Surveys Gesundheit in Deutschland aktuell 2009 (GEDA09), bereit gestellt jeweils vom RKI. Hinzu kommen Daten der 26 Wellen des SOEP (1984–2009) und der 16 Wellen des Bertelsmann-Gesundheitsmonitors (2001–2009). Ergebnisse: Im Ost-West-Survey und dem Bundesgesundheitssurvey werden Fragen nach der ambulanten Inanspruchnahme nach einzelnen Facharztgruppen gestellt. Die 4-Wochen-Behandlungsprävalenz bei Allgemeinärzten im OW91 beträgt 29%, die 12-Monatsprävalenz im BGS98 69%; im OW91 wird nach der Zahl der Arztkontakte gefragt (durchschnittlich 1,8x für Befragte mit mindestens einem Kontakt), beim BGS98 liegen die Angaben nur klassifiziert vor. Der Tel03 fragt nach der Behandlungsprävalenz in den letzten drei Monaten bei niedergelassenen Ärzten (63%) insgesamt sowie der Zahl der Hausarztkontakte in den letzten zwölf Monaten (88% mindestens 1x, durchschnittlich 4,6x). Im GEDA09 berichten 88% der Befragten über mindestens einen Arztkontakt in den letzten zwölf Monaten und über durchschnittlich 6,1 Kontakte bei allen Vertragsärzten. Im SOEP2009 ergeben sich eine 3-Monats-Behandlungsprävalenz bei allen Facharztgruppen von 28% und durchschnittlich 3,6 Kontakte (bei Befragten mit mindestens einem Kontakt), im Gesundheitsmonitor 2009 eine 12-Monats-Allgemeinarzt-Behandlungsprävalenz von 82% bei durchschnittlich 5,0 Kontakten. Diskussion: Die Surveys des RKI, das SOEP und der Bertelsmann-Gesundheitsmonitor unterscheiden sich nicht nur in ihren Zielgruppen, sondern auch in den Fragen zur ambulanten Inanspruchnahme bzgl. des betrachteten Intervalls, der Differenzierung nach Facharztgruppen und der Formulierung der Fragen incl. der Antwortkategorien und Erläuterungen. Die Ergebnisse sind daher nicht ohne weiteres miteinander vergleichbar und bedürfen einer externen Validierung etwa durch GKV-Routinedaten.