Gesundheitswesen 2011; 73 - A51
DOI: 10.1055/s-0031-1283667

Das Gesprächsführungspraktikum im 2. Studienjahr des Modellstudiengangs HannibaL: Eine Evaluation mittels Selbsteinschätzungen der Studierenden

T von Lengerke 1, A Kursch 1 K Lange 1, APG-Lehrteam MHH
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Einleitung/Hintergrund: Im MHH-Modellstudiengang HannibaL werden Gesprächsführungskompetenzen für Anamneseerhebung und Diagnosemitteilung durch eine Objective Structured Clinical Examination (OSCE) geprüft, die Teil der dem Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung äquivalenten Prüfungen sind. Das vorbereitende Gesprächsführungspraktikum im 2. Studienjahr wurde 2009/10 evaluiert. Es wird von den Forschungs- und Lehreinheiten Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie in Kooperation mit dem Institut für Allgemeinmedizin, der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie sowie des Arbeitsbereichs Klinische Psychologie der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie angeboten. Daten und Methoden: Mittels lernzielspezifischer Fragebogen wurde der Lernbedarf erhoben, Vorher-Nachher-Vergleiche der selbst eingeschätzten Kompetenzen durchgeführt sowie zentrale Lehrmethoden bewertet (5-Punkt-Likertskalen, „5“=hohe Ausprägung). Zu T0 nahmen 267 Studierende teil (Teilnahmerate: 93,7%), von denen 180den T1-Fragebogen ausfüllten (67,4%). Es wurden Varianzanalysen mit Messwiederholungsfaktor und T-Tests für verbundene Stichproben durchgeführt. Ergebnisse: Die höchsten Lernbedarfe zeigten sich bei den „to show how“-Items zu Anamneseerhebung und Diagnosemitteilung (M=4,4). Die T1-T0-Vergleiche zeigten die größten Verbesserungen bei den anamnesespezifischen Items („to know how„: Mittelwertsdifferenz=+1,7, „to show how„: +1,8, p<0,0001 wie bei allen Tests) und beim „to know how„-Item zur Diagnosemitteilung (+1,6), gefolgt von der Umsetzung einer Diagnosemitteilung (+1,4), partizipativer Entscheidungsfindung (+1,2), der Einschätzung eigener Stärken/Schwächen (+1,0) und dem sicheren Zugehen auf neue Patienten (+0,7). Studierende mit T0-Werten von „1“ oder „2“ auf den jeweiligen Skalen verbesserten sich im Mittel um 2,2 Punkte, solche mit „3“ um 1,1, und mit „4“ oder „5“ um 0,1. Methodisch wurde der Einsatz der Simulationspatienten am hilfreichsten bewertet (M=4,8; 87% mit dem Wert „5“). Diskussion/Schlussfolgerungen: Das Gesprächsführungspraktikum ist bezüglich aller zentralen Lernziele mit deutlichen Lernfortschritten assoziiert. Methodisch wird vor allem der Einsatz von Simulationspatienten (pro Praktikumsgruppe mit 10 Studierenden zu 3 von 7 jeweils 4-stündigen Terminen mit jeweils 2–4 Simulationspatienten) als hilfreich bewertet. Die Evaluation spricht für einen weiteren Ausbau des Gesprächsführungscurriculums an der MHH und hochschul-/fakultätsübergreifende Aktivitäten.