Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61(11): 451-452
DOI: 10.1055/s-0031-1292821
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Rezeption der PPmP bei ihrer Leserschaft und in der Wissenschaft

The Reception of the PPmP by Readers and Scientists
Elmar Brähler
Universitätsklinikum Leipzig AöR, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
,
Andreas Hinz
Universitätsklinikum Leipzig AöR, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
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Publication Date:
11 November 2011 (online)

Für die Herausgeber einer Zeitschrift ist es sehr wichtig, auf die Rezeption der Beiträge in ihrer Leserschaft und in der Wissenschaft zu achten. Es sollen Themen identifiziert werden, die zum einen interessant für die Leser sind, zum anderen aber auch in der Wissenschaft rezipiert werden.

Als Indikator für das Interesse bei der Leserschaft kann die Zahl der Downloads dienen, die vom Verlag ermittelt werden. [Tab. 1] zeigt die am häufigsten geladenen Beiträge aus dem Jahre 2009, [Tab. 2] die aus dem Jahre 2010. Hierbei wurden Editorials und Fragen aus der Forschungspraxis nicht berücksichtigt.

Tab. 1

Die 6 am häufigsten heruntergeladenen Artikel der PPmP aus dem Jahre 2009.

Name

Thema

1.

Bohus et al.

Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen

2.

Wolf und Bongartz

Tests zum emotionalen Ressourcenpotenzial

3.

Berger und Andersson

Internetbasierte Psychotherapie

4.

Philipsen et al.

Psychotherapie der ADHS bei Kindern und Erwachsenen

5.

Wolf et al.

Kurzversion der Borderline-Symptom-Liste

6.

Flückiger

Ressourcenorientierung

Tab. 2

Die 6 am häufigsten heruntergeladenen Artikel der PPmP aus dem Jahre 2010.

Name

Thema

1.

Wingenfeld et al.

Der Childhood Trauma Questionnaire

2.

Ritter et al.

Komorbiditäten

3.

Gallas et al.

Dauer und Umfang ambulanter Psychotherapie

4.

Dirmaier et al.

Rehabilitation von Depressiven

5.

Berth et al.

Krippenbesuch und Psyche

6.

Weitkamp et al.

Ätiologie gestörten Essverhaltens

2009 waren 2 Testentwicklungen begehrt, das Emotionale Ressourcenpotenzial [1] und die Borderline-Symptom-Liste [2]. Außerdem waren 2 Fort- und Weiterbildungsartikel stark frequentiert, und zwar zu Ressourcenorientierung [3] und zu internetbasierten Psychotherapien [4]. Zwei häufig frequentierte Artikel bezogen sich auf die Psychotherapie, ein Beitrag zu allgemeinen Prinzipien in der Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen [5] und einer zur Wirksamkeit der Psychotherapie bei ADHS [6]. Im Jahre 2010 war die deutsche Version des Childhood Trauma Questionnaire CTQ [7] am stärksten nachgefragt. Ebenfalls häufig heruntergeladen wurde eine Übersichtsarbeit zu evidenzbasierten Behandlungselementen und Rehabilitation von Patienten mit Depression [8] sowie eine Kurzmitteilung zu einem kontroversen Thema, dem Einfluss des frühkindlichen Krippenbesuchs auf die Psyche im jungen Erwachsenenalter [9]. Eine eher theoretische Arbeit zur Validierung eines Modells der Ätiologie gestörten Essverhaltens bei jugendlichen Mädchen [10] taucht ebenso in dieser Liste auf. Klassische Themenfelder sind aber auch nach wie vor gefragt. Die Komorbiditäten bei Patienten mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung im Vergleich zu Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung [11] sowie Dauer und Umfang ambulanter Psychotherapie und Implikation für die Versorgungspraxis [12] sind Belege dafür.

Vom Verlag werden im Internet auch Informationen über das Leseverhalten der Online-Artikel insgesamt zur Verfügung gestellt (www.thieme-connect.de/ejournal/topten/ppmp). Diese Liste wird gelegentlich aktualisiert.

Für die Rezeption bei Wissenschaftlern steht in zunehmendem Maße die Zahl der Zitierungen im Vordergrund. [Tab. 3] zeigt die absoluten Zitationsklassiker der PPmP, also jene Arbeiten, die in den vom ISI gelisteten Zeitschriften am häufigsten zitiert wurden.

Tab. 3

Zitationsklassiker der PPmP.

Name

Thema

Jahreszahl

Zitierungen

1.

Hinz und Schwarz

HADS

2001

126

2.

Heim

Coping

1988

102

3.

Bach et al.

TAS-20

1996

96

4.

Bullinger

Lebensqualität

1997

90

5.

Brähler et al.

GBB

2000

75

6.

Muthny et al.

Krankheitsverarbeitung

1992

59

7.

Herschbach

Lebensqualität

2002

59

8.

Schmidt et al.

Patientenzufriedenheit

1989

58

9.

Fahrenberg et al.

Lebenszufriedenheit

1986

57

10.

Herrmann et al.

Psychokardiologie

1991

49

Von den 10 am häufigsten zitierten Arbeiten beziehen sich die meisten auf Testinstrumente [13] [14] [15] [16] [17] [18]. Daneben finden sich noch 2 Arbeiten über Krankheitsverarbeitung bzw. Coping [19] [20] und 2 Beiträge zur Lebensqualität [21] [22]. Gegenüber einer Aufstellung, die 2006 durchgeführt wurde in Bezug auf die Zitationsklassiker der PPmP, gab es kaum Veränderungen. Praktisch alle der hier aufgeführten Arbeiten waren auch schon damals in Erscheinung getreten.

Interessant ist es natürlich, zu sehen, ob es neuere Arbeiten gibt, die das Potenzial haben, zukünftig oft zitiert zu werden. [Tab. 4] zeigt die 9 Arbeiten aus den Jahren 2009 und 2010, die schon mindestens 4-mal zitiert wurden.

Tab. 4

Die meistzitierten Arbeiten der PPmP der Jahre 2009 und 2010.

Name

Thema

Jahreszahl

Zitierungen

1.

Müller et al.

Pathologisches Kaufen

2009

10

2.

Berger und Andersen

Internetbasierte Psychotherapie

2009

6

3.

Philipsen et al.

Therapie der ADHS

2009

6

4.

Brix et al.

Fatigue in der Radioonkologie

2009

5

5.

Klingberg et al.

Verhaltenstherapie psychotische Störungen

2009

5

6.

Arolt et al.

Das Forschungsnetzwerk Panikattacken

2009

4

7.

Lehmann et al.

Arzt-Patient-Kommunikation in der Onkologie

2009

4

8.

Hinz et al.

Veränderungsmessung

2009

4

9.

Michal et al.

Depersonalisations-Screener

2010

4

Die meistzitierten Arbeiten der beiden letzten Jahre zeigen ein weites Spektrum. Vor allem sind relativ neue Themen dabei, das pathologische Kaufen [23], die Internettherapie [4] und ADHS [6]. Auch 2 psychoonkologische Themen sind vertreten [24] [25], 2 Artikel zu Methodik und Testverfahren [26] [27], ein Bericht über ein Forschungsnetzwerk [28] sowie ein Beitrag zur Verhaltenstherapie bei psychotischen Störungen [29].

Unsere kurze Analyse der Zitierungen zeigt, dass nicht nur die Themen der wissenschaftlichen Beiträge aktuell sind, sondern dass auch die Langzeitwirkung unserer Beiträge sehr hoch ist. Das Impactfaktorensystem ist ja auf eine kurze Halbwertszeit gepolt, sodass es den Impact von Zeitschriften wie der PPmP auf längere Sicht deutlich unterschätzt.

 
  • Literatur

  • 1 Wolf M, Bongartz W. Die „Bestimmung des emotionalen Ressourcenpotenzials (BER)“ – Psychometrische Überprüfung eines Tests zur Erfassung individueller emotionaler Erfahrungsmöglichkeiten. Psychother Psych Med 2009; 59: 5-13
  • 2 Wolf M, Umberger MF, Kleindienst N et al. Kurzversion der Borderline-Symptom-Liste (BSL-23): Entwicklung und Überprüfung der psychometrischen Eigenschaften. Psychother Psych Med 2009; 59: 321-324
  • 3 Flückiger C. Ressourcenorientierung. Psychother Psych Med 2009; 59: 234-243
  • 4 Berger T, Andersson G. Internetbasierte Psychotherapien: Besonderheiten und empirische Evidenz. Psychother Psych Med 2009; 59: 159-170
  • 5 Bohus M, Doering S, Schmitz B et al. Allgemeine Prinzipien in der Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen. Psychother Psych Med 2009; 59: 149-157
  • 6 Philipsen A, Tebartz van Elst L, Lesch KP et al. Wirksamkeit und Wirkmechanismen von Psychotherapie bei der Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Erwachsenen. Psychother Psych Med 2009; 59: 132-140
  • 7 Wingenfeld K, Spitzer C, Mensebach C et al. Die deutsche Version des Childhood Trauma Questionnaire (CTQ): Erste Befunde zu den psychometrischen Kennwerten. Psychother Psych Med 2010; 60: 442-450
  • 8 Dirmaier J, Krattenmacher T, Watzke B et al. Evidenzbasierte Behandlungselemente in der Rehabilitation von Patienten mit Depression – Eine Literaturübersicht. Psychother Psych Med 2010; 60: 83-97
  • 9 Berth H, Förster P, Balck F et al. Der Einfluss des frühkindlichen Krippenbesuchs auf die Psyche im jungen Erwachsenenalter. Psychother Psych Med 2010; 60: 73-77
  • 10 Weitkamp K, Strauß B, Berger U. Empirische Validierung eines Modells zur Ätiologie gestörten Essverhaltens bei jugendlichen Mädchen: Welche Rolle spielen die Ergebnisse von Körpervergleichen?. Psychother Psych Med 2010; 60: 44-51
  • 11 Ritter K, Roepke S, Merkl A et al. Komorbiditäten bei Patienten mit einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung im Vergleich zu Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Psychother Psych Med 2010; 60: 14-24
  • 12 Gallas C, Puschner B, Kühn A et al. Dauer und Umfang ambulanter Psychotherapie und Implikationen für die Versorgungspraxis. Psychother Psych Med 2010; 60: 5-13
  • 13 Bach M, Bach D, de Zwaan M et al. Validierung der deutschen Version der 20-Item Toronto-Alexithymie-Skala bei Normalpersonen und psychiatrischen Patienten. Psychother Psych Med 1996; 46: 23-28
  • 14 Fahrenberg J, Myrtek M, Wilk D et al. Multimodale Erfassung der Lebenszufriedenheit: Eine Untersuchung an Herz-Kreislauf-Patienten. Psychother Psych Med 1986; 36: 347-354
  • 15 Hinz A, Schwarz R. Angst und Depression in der Allgemeinbevölkerung. Eine Normierungsstudie zur Hospital Anxiety and Depression Scale. Psychother Psych Med 2001; 51: 193-200
  • 16 Brähler E, Schumacher J, Brähler C. Erste gesamtdeutsche Normierung der Kurzform des Gießener Beschwerdebogens GBB-24. Psychother Psych Med 2000; 50: 14-21
  • 17 Schmidt J, Lamprecht F, Wittmann WW. Zufriedenheit mit der stationären Versorgung. Entwicklung eines Fragebogens und erste Validitätsuntersuchungen. Psychother Psych Med 1989; 39: 248-255
  • 18 Herrmann C, Scholz KH, Kreuzer H. Psychologisches Screening von Patienten einer kardiologischen Akutklinik mit einer deutschen Fassung der “Hospital Anxiety and Depression” (HAD)-Skala. Psychother Psych Med 1991; 41: 83-92
  • 19 Muthny F, Bechtel M, Spaete M. Laienätiologien und Krankheitsverarbeitung bei schweren körperlichen Erkrankungen. Eine empirische Vergleichsstudie mit Herzinfarkt-, Krebs-, Dialyse- und MS-Patientinnen. Psychother Psych Med 1992; 42: 41-53
  • 20 Heim E. Coping und Adaptivität: Gibt es geeignetes oder ungeeignetes Coping?. Psychother Psych Med 1988; 38: 8-18
  • 21 Bullinger M. Gesundheitsbezogene Lebensqualität und subjektive Gesundheit. Überblick über den Stand der Forschung zu einem neuen Evaluationskriterium in der Medizin. Psychother Psych Med 1997; 47: 76-91
  • 22 Herschbach P. Das “Zufriedenheitsparadox” in der Lebensqualitätsforschung. Wovon hängt unser Wohlbefinden ab?. Psychother Psych Med 2002; 52: 141-150
  • 23 Müller A, Mühlhans B, Silbermann A et al. Pathologisches Kaufen und psychische Komorbidität. Psychother Psych Med 2009; 59: 291-299
  • 24 Brix C, Schleussner C, Füller J et al. Fatigue und deren Determinanten in der Radioonkologie. Psychother Psych Med 2009; 59: 42-49
  • 25 Lehmann C, Koch U, Mehnert A. Die Bedeutung der Arzt-Patient-Kommunikation für die psychische Belastung und die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten bei Krebspatienten – Ein Literaturüberblick über den gegenwärtigen Forschungsstand unter besonderer Berücksichtigung patientenseitiger Präferenzen. Psychother Psych Med 2009; 59: 253-263
  • 26 Hinz A, Zweynert U, Kittel J et al. Veränderungsmessung mit der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS): Änderungssensitivität und Änderungsreliabilität. Psychother Psych Med 2009; 59: 394-400
  • 27 Michal M, Zwerenz R, Tschan R et al. Screening nach Depersonalisation-Derealisation mittels zweier Items der Cambridge Depersonalisation Scale. Psychother Psych Med 2010; 60: 175-179
  • 28 Arolt V, Zwanziger P, Ströhle A et al. Das Forschungsnetzwerk PANIC-NET – Von einem besseren Verständnis neurobiologischer Mechanismen der Furchtregulation zu effektiverer psychotherapeutischer Behandlung in der Praxis. Psychother Psych Med 2009; 59: 124-131
  • 29 Klingberg S, Wittorf A, Bechdolf A et al. Psychotherapieforschung zur Kognitiven Verhaltenstherapie bei Positiv-Symptomen psychotischer Störungen. Psychother Psychosom Med 2009; 59: 141-148