Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - V2_2
DOI: 10.1055/s-0032-1312493

Die Bedeutung der Zielsetzung im ernährungstherapeutischen Prozess

S Jent 1, A Müller 1, A Räss-Hunziker 1, L Pollard Lichtsteiner 1, P Jacobs 1, I Zimmermann 1
  • 1Berner Fachhochschule Gesundheit, Bachelorstudiengang Ernährung und Diätetik, Bern, Switzerland

Einleitung: In Lehr- und Prüfungssituationen im Bachelor-Studiengang Ernährung und Diätetik der Berner Fachhochschule zeigt sich immer wieder deutlich, wie schwierig es für die Studierenden ist, mit den Patientinnen und Patienten realistische und relevante Zielsetzung zu vereinbaren. Mithilfe des ernährungstherapeutischen Prozesses (ETP), einem auf die Bedürfnisse der Lehre zugeschnittenen Prozessmodell, soll den Studierenden der Einstieg in die Ernährungstherapie erleichtert werden. Welcher Stellenwert dabei der Festlegung von Therapiezielen in der Darstellung des ETP zukommen soll, war Gegenstand der hier präsentierten Arbeit.

Methodik: Innerhalb des Projektes „Entwicklung des ETPs“ wurde eine Literatursuche zur Bedeutung von Zielsetzungen aus den Perspektiven der Prozessgestaltung, der Zielpsychologie und aus didaktischer Sicht durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in Gruppendiskussionen gewertet.

Resultate: In der Literatur fehlen klare Vorgehensweisen für die optimale Prozessgestaltung. Es gibt jedoch ähnliche Prozesse, welche das Formulieren von Zielen als Prozessschritt abbilden. Daher spricht aus der Perspektive der Prozessgestaltung nichts gegen einen solchen Prozessschritt. Aus Sicht der Zielpsychologie wird deutlich, dass für Patientinnen und Patienten relevante Ziele einen großen Einfluss auf menschliches Handeln haben. Die didaktische Literatur stützt sich auf die Handlungspsychologie, welche beschreibt, dass die Zielorientiertheit ein wesentliches Merkmal professionellen Handelns ist.

Diskussion: Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde das ernährungstherapeutische Ziel als eigenständiger Prozessschritt in den ETP aufgenommen. Die explizite Darstellung der ernährungstherapeutischen Zielsetzung verleiht dieser ein wesentlich stärkeres Gewicht als beispielsweise im Nutrition Care Process. Dort wird die Zielsetzung lediglich als Unterpunkt zur Planung von Interventionen dargestellt. In einer Fokusgruppe mit dipl. Ernährungsberaterinnen und -berater HF/FH fand der so ausgestaltete ETP Zustimmung.

Schlussfolgerung: Es ist sinnvoll, der ernährungstherapeutischen Zielsetzung einen hohen Stellenwert einzuräumen. Das resultiert aus der Literatur, aus Erfahrungen in der Lehre und aus den Rückmeldungen einer Fokusgruppe. Eine vertiefte Bearbeitung dieses Prozessschrittes soll künftig den Studierenden eine höhere Sicherheit beim Festlegen von wirkungsvollen ernährungstherapeutischen Zielen ermöglichen.