Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P1_3
DOI: 10.1055/s-0032-1312500

Geschlechtspezifische Unterschiede hinsichtlich des funktionellen Zustandes im postoperativen Verlauf

A Zammar 1, N Stobäus 1, M Pirlich 2, K Norman 1
  • 1Klinik für Gastroenterologie, Rheumatologie und Infektiologie, einschl. Arbeitsbereich Ernährungsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Evangelische Elisabeth Klinik, Berlin, Germany

Hintergrund: Geschlechtsspezifische Unterschiede sind vor allem bei der Pathophysiologie kardiovaskulärer Erkrankungen bekannt. Das Ziel dieser Studie war es, mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich des funktionellen Status, der Muskelkraft, der Lebensqualität und der Komplikationsrate während vier Wochen nach einem operativen Eingriff am Darm zu untersuchen.

Methoden: 62 Studienteilnehmer (35 Frauen) wurden rekrutiert. Der funktionelle Status wurde präoperativ, am 2. postoperativen Tag und in der 4. Woche anhand des Barthel Indexes evaluiert, analog wurde die Handkraft mit einem Dynamometer gemessen und Daten zum klinischen Zustand und Verlauf (Komplikationsrate, ITS- und Krankenhausliegezeit, Mortalität) gesammelt. Zudem wurde sowohl präoperativ als auch 2 und 4 Wochen postoperativ die Lebensqualität mit dem EORTC QLQ-C-30 Fragebogen erfasst. Die statistische Auswertung wurde mit ANOVA für Messwiederholungen durchgeführt.

Ergebnisse: Im postoperativen Verlauf zeigten sich zwischen Männern und Frauen signifikante Unterschiede in der Entwicklung des funktionellen Status und im weiteren klinischen Verlauf. Insbesondere am zweiten postoperativen Tag hatten Frauen einen signifikant höheren Verlust der maximalen Handkraft von 20kg auf 16kg (p>0,0001) und eine stärkere Einbuße beim Barthel Index von 100% auf 45% (p=0,044) im Vergleich zu Männern. Frauen lagen nach dem operativen Eingriff 3 Tage (Medianwert) auf der Intensivstation, während Männer nur einen Tag intensivmedizinische Betreuung benötigten (p=0,03). Während die postoperative Krankenhausliegezeit bei Frauen 12 Tage betrug, wurden Männern schon nach 8 Tagen (p=0,048) entlassen. Bei der Häufigkeit und der Schwere der postoperativen Komplikationen zeigten sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Allerdings unterlagen drei weibliche Patienten ihren postoperativen Komplikationen, während keiner der Männer im Beobachtungszeitraum verstarb (n.s.). Bezüglich der Lebensqualität berichteten Frauen lediglich 2 Wochen postoperativ über eine stärkere Einschränkung der Kategorie ‚Soziale Funktion‘, ansonsten bestanden keine signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschiede.

Schlussfolgerung: Obwohl die genauen Ursachen dieser Unterschiede vorerst unklar bleiben, weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass Frauen von einer intensiveren perioperativen Betreuung (intensivere Physiotherapie und Ernährungsintervention) profitieren könnten.