Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P1_6
DOI: 10.1055/s-0032-1312503

Wie wirkt sich ein Gewichtsverlust auf die Funktionalität und die Sturzprävalenz häuslich gepflegter Senioren aus? – Ergebnisse eines 1-Jahres Follow Ups*

E Kiesswetter 1, S Pohlhausen 2, K Uhlig 3, R Diekmann 1, S Lesser 2, H Heseker 3, P Stehle 2, CC Sieber 1, D Volkert 1
  • 1Institut für Biomedizin des Alterns, Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg, Germany
  • 2Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften, Universität Bonn, Bonn, Germany
  • 3Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit, Universität Paderborn, Paderborn, Germany

Fragestellung: Gewichtsverluste (GV) bei älteren Menschen sind besonders bei eingeschränkter Mobilität mit einem Abbau von Muskelmasse verbunden und können funktionelle Defizite noch verstärken. In der vorliegenden Follow Up-Studie wurde daher untersucht, inwieweit sich Gewichtsverluste auf Funktionalität und Sturzprävalenz häuslich gepflegter Senioren auswirken.

Methodik: Zu Studienbeginn wurden 353 zu Hause lebende Senioren mit Pflegestufe (≥65 Jahre) eingeschlossen, von denen 266 auch an der telefonischen Follow Up-Befragung nach 12 Monaten teilnahmen. Anhand von Fragen zu Körpergewicht und Gewichtsveränderungen innerhalb des Follow Up-Zeitraumes wurden die Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt: kein GV, GV ≤5kg, GV >5kg. Drei Teilnehmer machten diesbezüglich keine Angaben und wurden nachträglich ausgeschlossen. Geprüft wurden Unterschiede zwischen den drei GV-Gruppen im Hinblick auf vier funktionelle Outcome-Variablen: Umzug ins Pflegeheim, Veränderung der Pflegestufe, Verschlechterung der Selbständigkeit bei Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL nach Barthel, 0–100 Punkte), Sturzprävalenz.

Ergebnis: Von den 263 Teilnehmern (80,4±7,9J., ♀ 64%) haben 38,8% während des Follow Up-Jahres Körpergewicht verloren, 12,2% nahmen >5kg ab. Zwischen den drei GV-Gruppen zeigten sich signifikante Unterschiede bezüglich einer Abnahme der ADL-Punktzahl und dem Auftreten von Stürzen, wobei Personen mit einem GV >5kg die höchste Prävalenz für eine ADL-Verschlechterung >10 Punkte (GV >5kg: 34,4% vs. GV ≤5kg: 20,0% vs. kein GV: 13,0%; p<0,05) sowie für fatale Stürze (Sturz mit Krankenhausaufenthalt als Folge, 21,9% vs. 8,6% vs. 6,2%; p<0,05) aufwiesen. Zwar zeigten sich ähnliche Tendenzen auch für die Erhöhung der Pflegestufe (25,0% vs. 12,9% vs. 11,8%) und einen Umzug ins Pflegeheim (12,5% vs. 10,0% vs. 3,7%), jedoch waren diese nicht signifikant.

Schlussfolgerung: Innerhalb einer einjährigen Follow Up-Phase war die Prävalenz von Gewichtsverlusten bei häuslich gepflegten Senioren hoch, wobei besonders Gewichtsverluste >5kg mit einem negativen, funktionellen Outcome verbunden waren. Auch im häuslichen Umfeld ist daher eine regelmäßige Gewichtskontrolle zu empfehlen, um Gewichtsverluste frühzeitig zu bemerken und die damit verbundenen negativen Konsequenzen möglichst zu vermeiden.

*Finanzierung durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)