Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P3_2
DOI: 10.1055/s-0032-1312512

Abbildung der Nebendiagnose Mangelernährung im DRG-System

S Marienfeld 1, J Wojzischke 1, J Bojunga 1
  • 1Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Medizinische Klinik 1, Ambulanz für enterale und parenterale Ernährung, Frankfurt am Main, Germany

Fragestellung: Krankheitsbedingte Mangelernährung ist mit weitreichenden Konsequenzen sowohl für den Patienten als auch für das Gesundheitssystem verbunden. Zur Verbesserung der Behandlung, zur Kostenreduktion und Erlösoptimierung wurde am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main ein Konzept zum Ernährungsmanagement eingeführt. Ziel ist es, bei stationärer Aufnahme sowie im Behandlungsverlauf Patienten mit einem Risiko für krankheitsbedingte Mangelernährung zu erkennen und geeignete Maßnahmen einzuleiten sowie die Nebendiagnose Mangelernährung im DRG-System abzubilden.

Methodik: Zur Implementierung eines Ernährungsmanagements wurden zunächst strukturelle Voraussetzungen geschaffen: Gründung einer interdisziplinären Ernährungskommission, Implementierung der Leitlinien für enterale und parenterale Ernährung und des DNQP Expertenstandard Ernährungsmanagement, Etablierung des Nutritional Risk Screenings (NRS) als elektronisches Formular, Einführung der elektronischen Patientenakte sowie interne Kodierrichtlinien für die Nebendiagnose Mangelernährung. Mithilfe des sogenannten Datawarehouse können Berichte zur Anzahl der stationär behandelten Patienten, der insgesamt durchgeführten NRS, der Punktzahl im NRS und der Anzahl der kodierten Nebendiagnose Mangelernährung erstellt werden. Die Berichte wurden retrospektiv für den Zeitraum Januar 2010 bis Dezember 2011 ausgewertet.

Ergebnis: Im Jahr 2010 wurde bei insgesamt 4049 stationär behandelten Patienten (11,8%) das NRS durchgeführt, 2011 konnte die Anzahl der gescreenten Patienten auf 10371 (30,2%) erhöht werden. Bezogen auf das gesamte Klinikum hatten im Jahr 2010 54,9% und im Jahr 2011 31,6% der gescreenten Patienten ein hohes Risiko für Mangelernährung (NRS ≥3 Punkte). Die Prävalenz der Mangelernährung war in den onkologischen Bereichen am höchsten, gefolgt von chirurgischen, pneumologischen, gastroenterologischen und infektiologischen Abteilungen. Im Jahr 2010 wurde bei 409 Patienten (10,5%) die Nebendiagnose Mangelernährung durch das Medizincontrolling kodiert, im Jahr 2011 konnte die Anzahl auf 1180 Patienten (14,5%) gesteigert werden.

Schlussfolgerung: Das Konzept zum Ernährungsmanagements schafft inhaltliche und strukturelle Voraussetzungen zur Abbildung der Nebendiagnose Mangelernährung im DRG-System. Um Veränderungen in Bezug auf Lebensqualität, Infektions- und Komplikationsraten, Morbidität und Letalität zu erfassen werden adäquate Endpunktstudien benötigt.