Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P4_1
DOI: 10.1055/s-0032-1312519

Malnutrition in Hospitals: Ist mit Fast-Track-Rehabilitation das Problem gelöst? Eine Ernährungsanalyse von über 150 Patienten, die nach dem Fast-Track-Konzept frühzeitig die Vollkost im Krankenhaus erreicht haben.

JD Redecke 1, M Butters 1
  • 1Krankenhaus Bietigheim, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bietigheim-Bissingen, Germany

Einleitung: Mit dem forcierten postoperativen Kostaufbau, gemäß der Prinzipien der Fast-Track-Rehabilitation, erreichen über 80% der Patienten nach kolorektalen Eingriffen bereits am 3. postop. Tag die Vollkost. Gegenstand unserer Untersuchung war die Frage, ob die Patienten mit Vollkost auch vollwertig ernährt waren.

Material und Methoden: Wir haben bei 180 Patienten nach colorektalen Resektionen, aufgrund benigner und maligner Erkrankungen, konsekutiv eine tägliche Nährstoffanalyse bis zum 5. postop. Tag durchgeführt. Dazu haben die Patienten täglich ein differenziertes und standardisiertes Protokoll ausgefüllt. Dieses wurde dann mithilfe eines Statistikprogramms (DGE-PC Professional) der deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. ausgewertet.

Ergebnisse: Etwa 90% der Patienten haben nicht einmal ¾ ihres Energiebedarfes/Tag gedeckt und lediglich 50% der empfohlenen Flüssigkeitsmenge zu sich genommen. Die eingenommen Speisen waren häufig ballaststoffarm. Die zugeführten Vitamine und Mineralstoffe erreichten nur selten die empfohlene Mindestmenge.

Fazit: Fast-Track-Rehabilitation führt zur schnelleren oralen Ernährung bei früh einsetzender Verdauung. Allerdings verschleiert die „Vollkost“ den Zustand der Mangelernährung.

Eine rein orale Nährstoffzufuhr scheint nicht ausreichend zu sein. Ein präoperatives Ernährungsscreening und eine bilanzierte postoperative Ernährung sind notwendig.