Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P4_8
DOI: 10.1055/s-0032-1312526

Anorexie bei onkologischen Patienten: Spielt das Alter eine Rolle?

N Stobäus 1, S Küpferling 1, M Neubauer 1, C Keller 1, J Schulzke 1, K Norman 1
  • 1Charite – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie (einschl. Arbeitsbereich Ernährungsmedizin), Berlin, Germany

Fragestellung: Das Auftreten einer Anorexie kann bei onkologischen Patienten zu einer Kachexie führen. Das Ziel dieser Studie war es, festzustellen, ob das Alter ein eigener Risikofaktor für die Anorexie ist.

Methodik: Der Appetitsverlust wurde bei 547 onkologischen Patienten (54,1% Männer; 61,5±12,2 Jahre (zwischen 21,0–88,9 Jahren); Tumorerkrankung: GI-Trakt: n=273, Hämoblastose: n=80, Geschlechtsorgane/Brust: n=75, Kopf/Hals: n=43, Lunge: n=41, andere: n=35) mithilfe des EORTC QLQ-C30 Fragebogens evaluiert. Klinische Daten wie Tumorentität, Stadium und Dauer der Erkrankung sowie die Behandlungsart (Chemotherapie, Bestrahlung, Radiochemotherapie, präoperativ, aktuell keine Behandlung) wurden erfasst. Im Rahmen einer Regressionsanalyse nach dem allgemeinen linearen Modell wurden Alter, Geschlecht und klinische Variablen als mögliche Risikofaktoren für den Appetitsverlust untersucht. Die Ergebnisse sind als Schätzer der Effektgröße in Prozent angegeben.

Ergebnis: Ältere Patienten (>70 Jahre) wiesen tendenziell einen größeren Appetitsverlust (42,2±40%) als die jüngeren Patienten auf (37,2±37,8%, n.s.). In der Regressionsanalyse spielten die fortgeschrittene Tumorerkrankung (23,9%, p=0,01) und Bestrahlung (16,2%, p=0,035) eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Appetitlosigkeit. Außerdem wurde auch das Alter (19,2%, p=0,022) als unabhängiger Risikofaktor identifiziert.

Schlussfolgerung: Das Alter war in unserer Analyse der zweitstärkste Risikofaktor für die Entstehung eines Appetitsverlust. Bei älteren onkologischen Patienten ist daher besonders auf die Anorexie zu achten, um eine eventuelle Kachexie zu vermeiden.