Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P5_4
DOI: 10.1055/s-0032-1312533

Mikronährstoffstatus bei Adipositas in Serum und Buccalmucosazellen bei bedarfsdeckender Formuladiät nach D-A-CH Referenzwerten

A Damms Machado 1, SC Bischoff 1
  • 1Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany

Fragestellung: Die Prävalenz von Mikronährstoffmängeln ist bei adipösen Individuen höher als bei Normalgewichtigen. Dies begründet sich zum einen auf einem inadäquaten Ernährungsverhalten, aber vermutlich auch auf einem erhöhten Bedarf bei übergewichtigen Personen, weshalb die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, die sich an die allgemeine Bevölkerung richten, unzulänglich sein könnten. Vor diesem Hintergrund wurde die Mikronährstoffzufuhr bei adipösen Individuen mit einer Referenzpopulation (Nationale Verzehrsstudie II) und den DACH-Referenzwerten verglichen. Desweiteren wurde der Mikronährstoffstatus adipöser Probanden, welche sich einer standardisierten, bedarfsdeckenden, niedrigkalorischen Formuladiät unterzogen bestimmt, um zu untersuchen, ob die D-A-CH Referenzwerte den Mikronährstoffbedarf adipöser Menschen genügen.

Methodik: Bei 104 adipösen Probanden wurde die Mikronährstoffzufuhr über Ernährungsprotokolle erfasst. Eine willkürlich gewählte Subgruppe der Probanden (n=32) unterzog sich einer bedarfsdeckenden niedrigkalorischen Formuladiät über 3 Monate. Der prä- und post-interventionelle intrazelluläre Mikronährstoffstatus in Buccalmucosazellen (BMC) wurde bestimmt, ebenso wie zusätzliche Serumkonzentrationen an 10 Mikronährstoffen bei 14 der Probanden.

Ergebnis: Vor der diätetischen Intervention war die Ernährung kalorienreich und mikronährstoffarm. Ausgangs-Mangelzustände im Serum konnten für 25-Hydroxyvitamin D (57%), Vitamin C (10%), Selen (14%) und Eisen (14%) ausgemacht werden, ebenso wie ß-Carotin (20%), Vitamin C (63%) und Lycopin (10%) in BMC.

Nach dreimonatiger Formuladiät blieben diese Mangelzustände bestehen, insbesondere wiesen mehr Probanden erniedrigte Mikronährstoffspiegel an Vitamin C (Serum +15%, BMC +30%), Zink (+8%) und Lycopin (+6%) auf. Es bestand eine signifikant negative Korrelation zwischen lipophilen Vitamin-Konzentrationen und Körperfett, sowie zwischen Eisen und C-reaktivem Protein.

Schlussfolgerung: Die Pilotstudie zeigt, dass Mikronährstoffmangel bei adipösen Menschen nicht durch eine proteinreiche Formuladiät mit Vitaminen und Mineralstoffen nach D-A-CH-Referenzwerten korrigiert werden kann. Im Gegenteil, die Mikronährstoffspiegel blieben niedrig, bzw sanken weiter ab, was durch unzureichende Zufuhr, erhöhten Bedarf und einer vermehrten Akkumulation lipophiler Vitamine in den Adipozyten erklärt werden könnte.