Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P7_2
DOI: 10.1055/s-0032-1312546

Ernährungsstatus und die Spurenelemente Zink und Selen in der geriatrischen Rehabilitation und in der Institution. Sind Risikogruppen zu differenzieren?

I Gehrke 1, V Frick 2, S Mader 3, I Zöllner 4, SC Bischoff 3
  • 1Klinik für Akutgeriatrie und Geriatrische Rehabilitation, Krankenhaus vom Roten Kreuz, Stuttgart, Germany
  • 2Klinik für Geriatrische Rehabilitation, Robert Bosch Krankenhaus, Stuttgart, Germany
  • 3Institut für Ernährungsmedizin, Universität Hohenheim, Stuttgart, Germany
  • 4Epidemiologie, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany

Fragestellung: Defizite der Spurenelemente Zink und Selen mit resultierenden Risiken (Muskelschwäche, Verminderung der Immunität, Anämie, verzögerte Wundheilung) können geriatrische Syndrome begünstigen. Die Ernährungssituation betagter Patienten aus der Geriatrischen Rehabilitation sowie von Bewohnern aus Altenpflegeeinrichtungen sollte im Hinblick auf die Serumspiegel von Zink und Selen überprüft werden. Untersucht wurden die Häufigkeit von Mangelzuständen sowie die Abhängigkeit von Ernährungsstatus und Multimorbidität in beiden Gruppen.

Methodik: Untersucht wurden 200 Teilnehmer zwischen 68 und 103, im Mittel 86,3, Jahren, 86 Frauen und 22Männer aus geriatrischer Rehabilitation sowie 68 Frauen und 24Männer aus Altenpflegeeinrichtungen.

Der Ernährungsstatus wurde mittels Phasenwinkel der Bioimpedanzanalyse (BIA), und Body Mass Index (BMI) erfasst. Die Anzahl der Erkrankungen und der Medikamente waren Parameter der Multimorbidität. Die Selen- (Se) und Zink (Zn) -Analysen im Serum erfolgten mittels Atom-Absorptions-Spektrometrie. Die Korrelationsanalyse erfolgte nach Pearson.

Ergebnisse: Erniedrigte Zn-Spiegel waren bei 37% der Altenheimbewohner und 36% der Rehabilitanden gegeben, für Se lagen die Anteile bei 17% im Altenheim bzw. 38% in der Rehabilitation. Erhöhte Zn-Spiegel fanden sich in keiner der Gruppen, erhöhte Se-Spiegel bei einem Rehapatienten und bei 7% der Heimbewohner. Im Altenheim bestand eine signifikante Korrelation des Zn-Spiegels zum Ernährungsstatus, erfasst durch den Phasenwinkel der BIA (r=0,322), nicht jedoch zum BMI und nicht zu Se. Die Anzahl der Erkrankungen, nicht der Medikamente, war schwach negativ zum Zn-Spiegel korreliert (r=-0,234). Für Se waren Abhängigkeiten nicht zu erkennen. In der Rehabilitation waren Zusammenhänge nur zwischen Se- und Zn-Spiegel (r=0,372) und Se und Phasenwinkel (r=0,216) zu erkennen.

Schlussfolgerung: Während der Zinkmangel, der bekanntermaßen mit dem Alter und dem Ausmaß der Malnutrition zunimmt, bei beiden untersuchten Gruppen das gleiche Ausmaß erreicht, fällt bei den Rehabilitationspatienten ein deutlicher Anteil mit erniedrigtem Selenspiegel auf. Da Selen als Antioxidanz in verschiedenen Kompartimenten aktiv ist, könnte dieses als Hinweis auf erhöhten oxidativen Stress in der Rekonvaleszenz nach Akuterkrankung gedeutet werden. Nicht nur der Energie- und Proteinmangel, sondern auch der Mangel an Spurenelementen wie Zink und Selen kann die Situation geriatrischer Risikogruppen zusätzlich verschlechtern.