Gesundheitswesen 2013; 75 - A75
DOI: 10.1055/s-0033-1354058

Potenziale und Probleme der Gesundheitsförderung bei Pflegepersonal in stationären Pflegeeinrichtungen

T Kleina 1, M Brause 2, A Horn 1
  • 1Universität Bielefeld, Bielefeld
  • 2Fachhochschule Bielefeld, Bielefeld

Problemhintergrund: Die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften in der stationären Langzeitversorgung sind geprägt durch vielfache Belastungen, die negative Auswirkungen auf deren Wohlbefinden und den Gesundheitszustand haben (können). Mitarbeitern stationärer Pflegeeinrichtungen stehen daher zunehmend im Fokus von Konzepten, Programmen und Handlungshilfen, die im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) Belastungen minimieren und Ressourcen fördern sollen. Vorliegende Konzepte wurden allerdings oft in anderen Arbeitsumfeldern entwickelt und berücksichtigen die spezifischen – durch Veränderungen der Bewohnerstruktur zunehmend prekären – Rahmenbedingungen in der stationären Langzeitversorgung nur unzureichend. Zur Entwicklung effektiver, passgenauer Interventionskonzepte bedarf es zunächst einer differenzierten Analyse der für diesen Versorgungsbereich typischen Belastungsfaktoren und Ressourcen, die sich auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken. Methode: Um hierfür eine Ausgangsbasis zu schaffen, wurden im Projekt „Qualität und Gesundheit in der stationären Altenhilfe“ Daten von 297 Mitarbeitern aus acht stationären Pflegeeinrichtungen durchstandardisierte schriftliche Befragungen erhoben. Dabei wurden insbesondere Aspekte der Arbeitssituation und -zufriedenheit und des Gesundheitszustands mittels geprüfter und erprobter Instrumente erfasst. Um Erkenntnisse über den Einfluss der Bewohnerstruktur auf die Belastungs- und Ressourcensituation der Mitarbeiter zu gewinnen, wurden diese Daten außerdem mit den Ergebnissen einer parallel durchgeführten Erhebung von Bewohnerdaten (n = 648) zusammengeführt. Ergebnisse: Die vorliegenden Daten bestätigen den starken Einfluss von Zeitdruck und Arbeitsintensität auf das Wohlbefinden und die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter einerseits und die Versorgungsqualität andererseits. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass es einigen Pflegeeinrichtungen trotz insgesamt problematischer Rahmenbedingungen gelingt, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, dass sich positiv auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Arbeitszufriedenheit ihrer Mitarbeiter auswirkt. Hierbei spielen insbesondere die Qualität der sozialen Beziehungen innerhalb der Mitarbeiterschaft, die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben sowie eine gelungene Arbeitsorganisation eine wichtige Rolle. Diskussion: Strategien zur Gesundheitsförderung und Prävention bei Mitarbeitern in der stationären Langzeitversorgung zielen bisher häufig auf die Reduktion und Vermeidung körperlicher und psychischer Belastungen ab, die im direkten Kontakt der Mitarbeiter mit Pflegebedürftigen auftreten. Wie die Ergebnisse zeigen, spielen institutionelle Rahmenbedingungen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pflegekräfte eine mindestens ebenso wichtige Rolle. Dies sollte bei der Neu- und Weiterentwicklung von Konzepten und Strategien zur Gesundheitsförderung stärker als bislang berücksichtigt werden.