Gesundheitswesen 2013; 75 - A223
DOI: 10.1055/s-0033-1354176

„Ich geh zur KFU und Du?“ – Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen. Ergebnisse auf Grundlage der Daten des Gesundheitsmonitorings des Robert Koch-Instituts

A Starker 1, A Saß 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Hintergrund: Untersuchungen zur Früherkennung von Krebserkrankungen sind seit vielen Jahren Bestandteil des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen. Die Weiterentwicklung dieser Angebote hat gesundheitspolitisch einen hohen Stellenwert und wurde deshalb im „Nationalen Krebsplan“ festgeschrieben, der im Jahr 2008 vom Bundesgesundheitsministerium und weiteren wichtigen Akteuren initiiert wurde. Die Steigerung der Teilnahmeraten, im Sinne einer informierten Entscheidung für die Untersuchung ist dabei ein Ziel. In Analysen zur Akzeptanz von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen (KFU) in der Bevölkerung zeigt sich häufig, dass Männer diese Angebote allgemein seltener nutzen als Frauen. Anhand aktueller Daten der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1) des Robert Koch-Instituts (RKI) wird untersucht, ob sich dieser Trend auch in einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung zeigt. Material und Methoden: In DEGS1 wurden Kenntnis und Inanspruchnahme von KFU allgemein, als auch zu einzelnen KFU erhoben. Als wichtige Determinanten bei der Inanspruchnahme von KFU gelten u.a. Alter, Geschlecht und sozioökonomischer Status, die ebenfalls in DEGS1 erhoben wurden. Neben der geschlechtervergleichenden Darstellung der Inanspruchnahme der KFU auf Haut- und Darmkrebs, sollen innerhalb der Gruppe der Männer die Unterschiede in der Inanspruchnahme der KFU auf Prostatakrebs aufgezeigt werden. Zudem werden Determinanten der Inanspruchnahme untersucht. Ergebnisse: Nach DEGS1 kennt ein Großteil der Bevölkerung die Empfehlungen zur Teilnahme an KFU, Frauen etwas häufiger als Männer. Wird nach der regelmäßigen Inanspruchnahme von KFU allgemein gefragt, bejahen dies deutlich mehr Frauen (67,2%) als Männer (40,0%). Bei der Inanspruchnahme von Hautkrebs- und Darmkrebsfrüherkennung (Koloskopie) zeigen sich dagegen nur geringe Unterschiede zwischen Männern und Frauen (z.B. Teilnahme an Hautkrebsfrüherkennung in den letzten zwei Jahren: Frauen 25,8%, Männer 22,9%). Werden die Ergebnisse hinsichtlich verschiedener Altersgruppen differenziert, zeigen sich bei beiden Früherkennungsangeboten lediglich in den jüngeren Altersgruppen deutliche Geschlechterunterschiede, jeweils zuungunsten der Männer. Mit zunehmendem Alter verbessern sich die Teilnahmeraten insgesamt und nähern sich zwischen den Geschlechtern an. Bei der Hautkrebsfrüherkennung ist die Teilnahmerate der 60- bis 79-jährigen Männer sogar höher als die der Frauen. Die Daten aus DEGS1 zeigen auch, dass die Inanspruchnahme der KFU von weiteren Determinanten beeinflusst wird, z.B. vom sozioökonomischen Status. Für die Teilnahme an der männerspezifischen KFU auf Prostatakrebs (Tastuntersuchung) weisen die DEGS1-Daten ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen auf: 20,2% der Männer im Alter von 45 bis 49 Jahren gehen regelmäßig zu dieser KFU, bei den 70- bis 79-Jährigen sind es 55,5%. Ein Gradient hinsichtlich des sozioökonomischen Status‘ besteht bei hierbei allerdings nicht. Schlussfolgerungen: Bei der allgemeinen Einschätzung zur regelmäßigen Inanspruchnahme von KFU, berichten auch in DEGS1 Männer seltener eine regelmäßige Teilnahme als Frauen. Das gilt jedoch nicht für die Inanspruchnahme der KFU auf Haut- und Darmkrebs. Die Analyse weist allerdings auf deutliche Altersunterschiede bei der Akzeptanz der Angebote hin das gilt auch für die Inanspruchnahme der KFU auf Prostatakrebs. Gerade ältere Männer nehmen die Angebote zur KFU in Anspruch und ihre Teilnahmeraten liegen zum Teil sogar über denen der Frauen. Die Daten aus DEGS1 liefern wichtige Informationen, die eine größere Differenzierung bei der Beschreibung der Inanspruchnahme von KFU erlauben. Somit können Gruppen identifiziert werden, welche die bestehenden Angebote nicht oder nur unregelmäßig nutzen. Das kann dazu beitragen, bestehende Krebsfrüherkennungsangebote zielgruppenspezifisch zu verbessern.