Gesundheitswesen 2013; 75 - A234
DOI: 10.1055/s-0033-1354186

Familiengründung und reproduktive Gesundheit – welche Zusammenhänge gibt es?

Y Stöbel-Richter 1
  • 1Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig

Im Kontext von inhaltlich-theoretischen Diskussionen zu Familiengründung und Kinderwunsch werden Aspekte des Wissens um die eigene reproduktive Gesundheit kaum diskutiert. Im Lebensverlauf wird oft aus einer zunächst gewollten eine ungewollte Kinderlosigkeit, nicht zuletzt auch deshalb, weil davon ausgegangen wird, dass Familiengründung bis ins mittlere Lebensalter realisierbar ist. Der Vortrag setzt sich mit Mythen und Fakten zu dem Themen Familiengründung, reproduktive Gesundheit und Reproduktionsmedizin auseinander. Auf der Basis von repräsentativen Querschnitts- und kohortenspezifischen Längsschnittdaten (Sächsische Längsschnittstudie) werden Ergebnisse zur Fragestellung dargestellt. Die Ergebnisse zeigen, bezogen auf determinierende Kinderwunschmotive, vor allem einen Einfluss emotionaler Aspekte und eine Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach emotionaler Stabilisierung und der Angst vor ökonomischen Einschränkungen. In weiteren Modellauswertungen wird darüber hinaus deutlich, dass grundsätzliche Unterschiede hinsichtlich der Entscheidung für ein erstes und ein weiteres Kind bestehen. Bezogen auf das Wissen um die reproduktive Gesundheit zeigt sich, dass die wenigsten Befragten hierzu klare Vorstellungen haben und auch hinsichtlich der Erfolgsraten einer reproduktionsmedizinischen Behandlung sehr idealisierte Vorstellungen vorhanden sind. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, im Kontext schulischer Aufklärungsarbeit auch auf den Fakt der sich vermindernden Reproduktionsfähigkeit im Lebensverlauf zu informieren.