Gesundheitswesen 2013; 75 - A248
DOI: 10.1055/s-0033-1354198

Comparative Effectiveness Research – Aktuelle Anwendung und methodische Grenzen

JP Reese 1
  • 1Philipps-Universität Marburg, Marburg

Comparative Effectiveness Research (CER) – vergleichende Untersuchung alternativer Behandlungsoptionen – ist ein Kernelement evidenzbasierter Entscheidungsprozesse. Klinische Leitlinien, Erstattungsentscheidungen auf Basis von Zusatznutzeninformationen (z.B. im Arzneimittelneuordnungsgesetz) und gesundheitspolitische Programme (z.B. Millennium Development Goals) verwenden vergleichende Studien und bewerten deren Evidenzgrade um Informationen für Entscheidungen zu gewinnen und zu gewichten. Zwar gilt der experimentelle Ansatz mit Randomisierung (RCT) als valides Design von CER, die gängige Definition von Comparative Effectiveness Research fordert darüber hinaus weitere Eigenschaften: 1) CER ist fokussiert auf eine spezifische klinische oder gesundheitspolitische Entscheidungssituation aus der Perspektive des Patienten, 2) CER vergleicht mindestens zwei alternative Interventionen 3) CER liefert neben Ergebnissen für die Gesamtpopulation auch Informationen für relevante Subgruppen 4) CER misst patientenrelevante Nutzen- und Risikooutcomes 5) CER wird in einem „real life” Setting durchgeführt und eben nicht allein unter experimentellen Bedingungen 6) CER verwendet Methoden und Datenquellen, die über RCTs hinaus gehen und zur jeweiligen Fragestellung die beste Evidenz liefern. Dies schließt insbesondere so genannte pragmatische Studien, Register, gesundheitsökonomische Modellierungen und Untersuchungen an Routinedaten mit ein. Dieser Workshop soll einen kritischen Überblick über die Leistungsfähigkeit von CER bieten. Inwieweit wurde CER in der Versorgungsforschung bereits implementiert? Konnten die Erwartungen an die Entscheidungsunterstützung durch CER erfüllt werden? Wo liegen die methodischen Grenzen von CER, wo die zukünftigen Herausforderungen? Weiterhin zielt der Workshop auf den interdisziplinären Austausch methodischer Lösungsansätze und fachspezifischer Probleme: Es werden Fallstudien aus Versorgungsforschung, Klinik und politischer Ökonomie vorgestellt und diskutiert. Sprecher: Prof. Dr. Jann Lay: Innovative Designs of Causality in Economics: The Case of the Millennium Development Goals, Prof. Dr. Armin Koch, Hannover (angefragt): Comparative Effectiveness – Zulassung auf der Basis von Nichtunterlegenheit. Dr. Karel Kostev: Administrative Patientendaten: Eine valide Datenbasis für Comparative Effectiveness Research? Dr. Jens-Peter Reese: Wann ist der Zusatznutzen relevant: Zur Messung und Bewertung von Effektstärken bei patientenrelevanten Outcomes.