Gesundheitswesen 2013; 75 - A250
DOI: 10.1055/s-0033-1354200

Index zur Kontrolle für die Arbeitsbelastung im Beruf nach ISCO-88 und KldB-92

LE Kroll 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Hintergrund: Zur Analyse der gesundheitlichen Folgen von Arbeitsbelastungen stehen mangelt es für an allgemeinen Proxy-Indikatoren zur Bewertung der relativen physischen und psychosozialen Arbeitsbelastung in beruflichen Tätigkeiten, die in epidemiologischen Studien als Kontrollvariablen verwendet werden können. In diesem Beitrag wird ein Index vorgestellt, der auf Basis der Berufsklassifikationen KldB-1992 und ISCO-88 eine Einschätzung der Exposition gegenüber physischen und psychosozialen Arbeitsbelastungen. Methode: Auf Basis der BiBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung 2006 wurden 39 Indikatoren für verschiedene Arbeitsbelastungen zu drei standardisierten Scores (allgemeine, physische und psychosoziale Arbeitsbelastung) zusammengefasst. Die Skalenwerte wurden anhand des Verfahrens der Mehrebenenanalyse (lineares hierarchisches Modell, random intercept) in einem dreistufigen Verfahren beruflichen Tätigkeiten zugeordnet (2-, 3- und 4-stellige Klassifikation nach KldB-92 und ISCO-88). Der Index wird extern validiert, in dem er auf Basis der Klassifikationen KldB-92 und ISCO-88 anderen Datensätzen zugespielt wird und hinsichtlich der Assoziation mit Gesundheitsindikatoren und Indikatoren für die subjektiv wahrgenommene Beanspruchung durch die Arbeit sowie das Mortalitätsrisiko anhand Regressionsmodellen in Beziehung gesetzt wird. Ergebnisse: Nach Kontrolle für u.a. Alter, Geschlecht, geringfügiger und Teilzeitbeschäftigung sowie die Dauer der Beschäftigung in der aktuellen Tätigkeit zeigt sich eine beträchtliche Variation der allgemeinen Arbeitsbelastung über die Berufe (rho = 0,3 für die zweite Stelle der KldB92 für die dritte Stelle 0,08 und für die vierte Stelle 0,07). Die Variation ist für physische Belastungen stärker als für psychosoziale und kommt bei der Klassifikation KldB-92 stärker zum Tragen als bei ISCO-88. Der resultierende Index erweist sich als aussagekräftiger Prädiktor für Gesundheitsindikatoren in Deutschland wie auch in Europa. In Deutschland wurde die Prädiktionskraft für Gesundheitsindikatoren mit dem Mikrozensus 2005 des Statistischen Bundesamtes und der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell 2010 des Robert Koch-Instituts sowie für das Mortalitätsrisiko mit dem Sozio-oekonomischen Panel 1984 – 2010 des DIW bestätigt. Anhand des European Working Conditions Survey 2009 wird zudem gezeigt, dass der Index auch in anderen europäischen Ländern eine gute Prädiktion von Arbeitsbelastungen ermöglicht. Diskussion: Insgesamt erweist sich der Index als aussagekräftiger Prädiktor gesundheitsrelevanter Beanspruchungen. Die Skala bietet sich damit an, um in nationalen und internationalen epidemiologischen Studien in denen Arbeitsbelastungen nicht direkt oder differenziert erhoben werden können, als Proxy-Indikator für Arbeitsbelastungen verwendet zu werden.