Gesundheitswesen 2013; 75 - A289
DOI: 10.1055/s-0033-1354231

Evaluation des psychiatrischen Versorgungssystems in Bremerhaven. Eine Bestandaufnahme. Kontextanalyse (2011 – 2012)

L Degano Kieser 1, J Utschakowski 1, U Gonther 2, G Eiikmeier 2, A Lacroix 2, B Babitsch 3
  • 1F.O.K.U.S. – Bremen
  • 2BZPPP Bremerhaven
  • 3Universität Osnabrück

Einleitung: Das Forschungsprojekt beschreibt Veränderungen auf der Ebene der Nutzer und deren Angehörigen, in der Einstellung der Mitarbeiter sowie des Managements im Rahmen der Umstrukturierungsmaßnahmen des Behandlungszentrums für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide, als Teil der Entwicklung eines koordinierten gemeindepsychiatrischen Hilfesystems in der Region. Das Grundkonzept entspricht einer innovativen Ausrichtung der institutionellen Kompetenzen, deren Kernideen sich auf den Recovery-Ansatz beziehen. Forschungsziele: Die Evaluation des Veränderungsprozesses durch die Beschreibung der Auswirkungen der Neuorganisation und der Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung auf Nutzer, Angehörige, Mitarbeiter und Management sowie die Anwendung von Recovery- Instrumenten innerhalb eines partizipativen Forschungskonzeptes. Forschungsdesign: Die Einbeziehung unterschiedlicher Akteure sowie die Verwendung unterschiedlicher Forschungsansätze sind für die Evaluation eines solch komplexen Veränderungsprozesses und Erfassung der Versorgungsqualität unabdingbar. Das Projekt beinhaltet eine Längsschnittstudie, bei der zu zwei Zeitpunkten mit jeweils unterschiedlichen Stichproben bei allen beteiligten Gruppen (Familienangehörige, Nutzer, Professionelle und Management) Daten erhoben werden. Die Studie basiert auf einen Methodenmix. Die Daten beziehen sich sowohl auf qualitative (Kontextanalyse mit Interviews) als auch quantitative (skalierte Fragebögen) Aspekte. Die Forschung wird mittels eines partizipativen Ansatzes durchgeführt. Im Forschungsteam arbeiten auch Experten durch Erfahrung (EX-IN, Nutzer und Angehörige) mit. Daten aus der qualitativen und quantitativen Untersuchung werden im letzten Teil des Forschungsvorhabens in Verbindung gebracht. Methode der Kontextanalyse: Der partizipative Ansatz stützt sich auf das Modell der Community-Based Participatory Research. Die Community-Partner sind alle beteiligten Akteure im zu evaluierenden Prozess. Diese bringen unterschiedliche subjektive Wissensperspektiven ein, welche die Komplexität des Prozesses wiedergeben. Neben der Beschreibung des Settings anhand schriftlichen und mündlichen Materials basiert die Kontextanalyse auf einer qualitativen Datenerhebung, mittels der Durchführung von 13 Interviews und der darauf folgenden Inhaltanalyse der Transkriptionen. Die Interviews wurden nach der Methode des problemzentrierten Interviews (PZI) geführt. Die mit Tonträger aufgenommenen Interviews wurden transkribiert. Die Transkripte wurden nach der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse verarbeitet. Ergebnisse: Leitung, Klinikumsmanagement und Stadtverwaltung haben einen kooperatives Stil bezüglich der Umstrukturierungspläne in dieser ersten Phase des Projektes entwickelt. In der Vorbereitungsphase wurden alle Akteure im System einbezogen, die sich am Prozess unterschiedlich beteiligen. Die Identifizierung der Mitarbeiter mit dem Veränderungsprozess ist zu Beginn des Projekts in unterschiedlichem Ausmaß gegeben. Die Kultur der Mitarbeiter entspricht dem Referenzteam der eigenen beruflichen Rolle in System. Diskussion/Schlussfolgerung: Die Förderung von sozialpsychiatrischen Teamkonzepten in einer gemeindenahen Perspektive durch ein berufsübergreifendes Konzept der Interprofessionalität wird empfohlen.