Klin Monbl Augenheilkd 2014; 231(6): 640-641
DOI: 10.1055/s-0033-1360379
Offene Korrespondenz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine unscheinbare Arbeit aus den „Klinischen Monatsblättern“ von 1944

An Inconspicuous Contribution in the “Klinische Monatsblätter” 1944
J. M. Rohrbach
Department für Augenheilkunde, Forschungsbereich Geschichte der Augenheilkunde/Ophthalmopathologisches , Labor, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
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Publication Date:
08 April 2014 (online)

Im Rahmen der Untersuchungen zu einem anderen Thema stieß der Autor bei der Durchsicht der Jahrgänge 1932–1945 der „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“ zufälligerweise auf die Arbeit „Sehphysiologische Untersuchungen an menschlichen Netzhäuten. 1. Die Farbsubstanzen“ von G. v. Studnitz [1] ([Abb. 1]). Die Arbeit wirkt auf den ersten Blick „völlig harmlos“, da die Herkunft der untersuchten Augen nicht angegeben ist. Ihr Hintergrund offenbart sich aber bei genauer Analyse auch demjenigen, der sich mit den sehr vielfältigen Facetten der „Augenheilkunde im Nationalsozialismus“ [2] bisher nicht befasst hat. Da es sich bei den Untersuchungen um menschliche Netzhäute handelte, die Entnahme der Bulbi „unmittelbar post mortem bei rotem Dunkelkammerlicht“ erfolgte und vor allem „in einer zweiten Versuchsserie die Dunkeladaptation bereits vor dem Exitus vorgenommen werden konnte“, ergibt sich zweifelsfrei, dass der Tod planbar war, es sich bei der „Gelegenheit hierzu“ (Anmerkung: zur Untersuchung menschlicher Augen) also um Hinrichtungen handelte.