Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2014; 19(5): 195
DOI: 10.1055/s-0033-1362873
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Lotuseffekt

Silvia Jung
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Publication Date:
07 November 2014 (online)

ist ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, Dinge zusammenbringen, die auf den ersten Blick nichts gemein haben. Von Blättern der Lotuspflanze perlen nahezu alle wasserlöslichen Substanzen ab. Verantwortlich ist dafür eine komplexe mikro- und nanoskopische Architektur der Oberfläche, auf deren Grundlage gering benetzbare und selbstreinigende Oberflächenstrukturen entwickelt wurden, die uns beispielsweise als Fassadenfarbe begegnen.

Der interdisziplinäre Forschungszweig Bionik lebt vom Transfer von Naturphänomenen auf die Technik – oder anders gesagt, die Technik lernt von der Natur. Um das Thema „Lernen“ geht es auch C. Thielscher auf den Seiten 237–242, der sich mit der Frage auseinander setzt, ob die Wirtschaftswissenschaften von der Medizin lernen können. Dabei vergleicht er die die analytischen Verfahren von Medizin und neoklassischer Ökonomie. Es stehen sich dabei zwei Herangehensweise gegenüber: eine pragmatische, die der Medizin, und eine sehr analytische, die der Ökonomie. Die Medizin fußt auf Empirie, die neoklassische Ökonomie mehrheitlich auf Annahmen.

C. Thielscher liefert mit seinen Überlegungen einen Anstoß, ökonomische Vorgänge mit einer „medizinischen“ Vorgehensweise neu zu analysieren. Offensein für Neues und ein Blick über den Tellerrand können sich lohnen. Schon Johann Wolfgang von Goethe bekannte: „Was wäre ich denn, wenn ich nicht immer mit klugen Leuten umgegangen wäre und von ihnen gelernt hätte?“

Ich wünsche Ihnen eine lehrreiche Lektüre und viel Vergnügen mit der vorliegenden Ausgabe,

Ihre