Klin Monbl Augenheilkd 2013; 230 - KV05
DOI: 10.1055/s-0033-1363360

Mundschleimhauttransplantation in der Augenheilkunde

C Mai 1, R Bergholz 1, E Bertelmann 1
  • 1Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum

Hintergrund: Viele Erkrankungen der Augenoberfläche und der Adnexe führen zu größeren Gewebedefekten oder Narbenbildungen. Ursachen können u.a. das okuläre Pemphigoid, Verätzungen oder Verbrennungen sowie Wundheilungsstörungen und der Zustand nach Tumorentfernung sein. Bei der chirurgischen Versorgung ist die Transplantation von Mundschleimhaut eine bewährte Methode zur Defektdeckung und Fornixrekonstruktion. Untersucht wird die Erfolgsrate der Mundschleimhauttransplantation gemessen an der Anzahl der Revisionsoperationen.

Methode: Die in unserer Klinik in den Jahren 2005 bis 2013 durchgeführten Mundschleimhauttransplantationen wurden retrospektiv anhand der Aktendokumentation analysiert. Ausgewertet wurde hinsichtlich der Indikationen, OP-Technik sowie der notwendig gewordenen Revisionsoperationen.

Ergebnisse: 71 Patienten wurden im angegebenen Zeitraum in unserer Klinik mit einer Mundschleimhauttransplantation versorgt. Die Anzahl der durchgeführten Eingriffe hat in den letzten vier Jahren deutlich zugenommen und liegt seit 2009 im Schnitt bei 14 pro Jahr. Es ergaben sich folgende Indikationen: Z.n. Tumorexzision (70%), Fornixrekonstruktion bei bestehenden Symblephara (22%), rezidivierende Pterygien (1%), chronische Bindehautdehiszens nach intraokularen Eingriffen (1%). Die Hälfte der Eingriffe waren reine Bindehautrekonstruktionen, in jeweils einem Fünftel der Eingriffe erfolgten Fornixrekonstruktionen sowie Bindehautrekonstruktionen in Kombination mit plastischer Lidrekonstruktion. Revisionsoperationen wurden am häufigsten beim okulären Pemphigoid erforderlich (6 OP bei 3 Patienten), gefolgt vom Z.n. Feuerwerksverletzung (5 OP bei 4 Patienten) und Z.n. Melanom- und Bindehautkarzinomexzision (18 OP bei 26 Patienten).

Schlussfolgerung: Zur Deckung von Defekten der Augenoberfläche eignet sich Mundschleimhaut aufgrund ihrer Gewebeeigenschaften sowie ihrer Verfügbarkeit sehr gut und kann falls erforderlich mit Eingriffen zur Lidrekonstruktion kombiniert werden. Hauptindikation für die Transplantation ist die Defektdeckung nach Tumorexzision. Revisionseingriffe werden besonders beim okulären Pemphigoid, Z.n. Feuerwerksverletzungen und bösartigen Tumoren notwendig.