Gesundheitswesen 2014; 76 - V22
DOI: 10.1055/s-0034-1371575

Frühförderung im Land Brandenburg – Schnittstelle KJGD und Frühförderstellen. Bedarf, Wirksamkeit und Lücken der Frühförderung

G Ellsaesser 1, G Pötter 2
  • 1Abt. Gesundheit im Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg, Leiterin der Abteilung, Zossen
  • 2Überregionale Frühförderstelle Brandenburg e.V., Potsdam

In Brandenburg untersucht der KJGD auf der Basis einer standardisierten Entwicklungsdiagnostik alle 2½- bis 3½-jährigen kleinen Kinder. Teil der kinderärztlichen Dokumentation ist die Feststellung, bei wie vielen Kindern bereits eine Frühförderung erfolgte bzw. ein Bedarf an Frühförderung vorliegt. Im Jahr 2012 traf dies für 1,8% der kleinen Kinder zu und der Bedarf lag bei 4,1% (wegen Sprachstörungen 71%, visuelle Wahrnehmungsstörungen 34%, emotionale-soziale Auffälligkeiten 25% und Bewegungsstörungen 20%). Dieser Bedarf ist stark abhängig von der sozialen Lage der Eltern. Kleine Kinder, deren Eltern nicht erwerbstätig waren, zeigten einen rund 3,5-fach höheren Bedarf im Vergleich zur Gruppe der Kinder von erwerbstätigen Eltern. Daher ist von Bedeutung, ob die Kinder aus den bedürftigen Familien tatsächlich auch ankommen und die Frühförderung zum Wohle der Kinder wirksam wird. Da hierzu Informationslücken in Brandenburg bestanden, wurde zielgerichtet mit insgesamt 6 Frühförderstellen (repräsentieren 14% aller Brandenburger Frühförderkinder) auf der Grundlage des bestehenden elektronischen Dokumentationssystems SOFIA eine Datenschnittstelle zum Landesgesundheitsamt entwickelt. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2012 zeigen, dass die Frühförderung stark sozialkompensatorisch wirkt und die Teilhabe des Kindes verbessert. Zu diesem Themenspektrum werden Beispiele guter Praxis vorgestellt. Als negativ erwies sich, dass bei einer spätbeginnenden Frühförderung diese häufig wegen des Schuleintritts abbrach. Hier fehlen Transferstrukturen. Des Weiteren fehlt das Angebot von pädagogischen und medizinisch-therapeutischen Leistungen aus einer Hand, da die Komplexleistung Frühförderung in Brandenburg bis dato nicht umgesetzt werden konnte.