Gesundheitswesen 2014; 76 - A15
DOI: 10.1055/s-0034-1386865

Gesundheitsberichterstattung an der Hochschule Esslingen am Beispiel der Studie „Stresserleben und Stressverarbeitung unter Studierenden“

M Braun 1, M Laging 1, T Heidenreich 1, T Ganz 1
  • 1Hochschule Esslingen, Esslingen

Einleitung/Hintergrund: Studierende empfinden neueren deutschen Untersuchungen zufolge zum überwiegenden Teil sehr starken bis starken Leistungsdruck. 12% der Studierenden gaben dabei an, im Laufe des Studiums eine oder mehrere Substanzen eingenommen zu haben, um die Studienanforderungen besser bewältigen zu können [Middendorf et.al., 2012]. Studierende stellen außerdem eine Risikogruppe für schädlichen und missbräuchlichen Konsum von Alkohol dar [z.B. Bailer, 2009], eigene Untersuchungen zur Prävalenz riskanten Alkoholkonsums an der Hochschule Esslingen [Mezger, 2012] bestätigten dies. Mit dem Ziel, vertiefte Erkenntnisse zur Stressbelastung unter Studierenden zu gewinnen, wurde an der Hochschule Esslingen im Oktober 2013 eine weitere Erhebung zum Stresserleben und zur Stressverarbeitung unter Studierenden durchgeführt. Durch diese Erhebung soll eine solide Datenbasis zur Entwicklung zukünftiger Maßnahmen für die Gesundheitsförderung der Studierenden geschaffen werden.

Daten/Methodik: Die mit EvaSys programmierte Online-Befragung besteht großteils aus bereits vorhandenen und erprobten Erhebungsinstrumenten (AUDIT, NEAS, z.T. Fragen aus HISBUS 2012), sowie eigenen ergänzenden Fragen. Die Befragung thematisiert das Stresserleben und den empfundenen Leistungsdruck, den Alkoholkonsum, den Konsum leistungssteigernder Medikamente, sowie die allgemeine Lebenssituation der Studierenden. Alle Studierenden der Hochschule Esslingen wurden per E-Mail zur Teilnahme an der Befragung eingeladen. Von den 6.051 im Wintersemester an der HS Esslingen immatrikulierten Studierenden beteiligten sich 791 (13,1%).

Ergebnisse: Die Auswertung der Studie an der Hochschule Esslingen ergab, dass 56% der Studierenden in den letzten Jahren einen Anstieg des Leistungsdrucks empfanden, davon berichteten 18% von einem sehr starken Anstieg. Der Leistungsdruck wird laut den Studierenden in unterschiedlichsten Bereichen verspürt, z.B. im Seminar (46%) oder im Nebenjob (34%). Auch die Ursachen für den Leistungsdruck sind vielfältig: Über die Hälfte (59%) der Studierenden berichteten Druck aufgrund der Leistungsgesellschaft und der ausschließlichen Anerkennung von Bestnoten, 49% aufgrund der Anforderung das Studium in Regelzeit abzuschließen und 25% aufgrund der Arbeitsmarktlage. Studierende in den Bachelorstudiengängen empfanden darüber hinaus Druck, da sie, um die Chance auf einen Masterplatz zu erhöhen, ihr Studium besonders gut abschließen möchten (45%). Der überwiegende Teil (89%) der Studierenden der Hochschule Esslingen hat seit Beginn des Studiums keine Substanzen zur Leistungssteigerung bzw. zum Leistungserhalt eingenommen. Für 73% der Studierenden kommt ein Konsum solcher Substanzen nicht in Frage, während sich 15% der Studierenden einen Konsum durchaus vorstellen könnten. 11% der Studierenden gaben an, schon einmal Substanzen zur Beruhigung oder Leistungssteigerung eingenommen zu haben, 2% berichteten häufigen Konsum.

Diskussion/Schlussfolgerung: Durch die Erhebung konnten erstmalig Zahlen zum Stresserleben und zur Stressverarbeitung von Studierenden für die Gesundheitsberichterstattung an der Hochschule Esslingen gewonnen werden, welche mit vorhandenen Ergebnissen anderer Studien verglichen werden können. So gehen in dieser Studie weniger Studierende von einer Zunahme des Leistungsdrucks in den letzten Jahren aus, als in der HISBUS-Studie (2012) (stark bis sehr starke Zunahme: Esslingen: 56%, HISBUS: 66%), während der Anteil der Nicht-AnwenderInnen von Hirndoping (auch bekannt unter Neuro-Enhancement) mit jeweils 89% bestätigt werden konnte.