Gesundheitswesen 2014; 76 - A60
DOI: 10.1055/s-0034-1386910

Determinanten der Inanspruchnahme von Gesundheitssportangeboten bei Männern und Frauen über 50 Jahren: Methodik einer geschlechtersensiblen Untersuchung

A Gottschling-Lang 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Hintergrund: Nur 25,4% der Männer und 15,5% der Frauen in Deutschland erreichen die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), mindestens 2,5 Stunden pro Woche körperlich aktiv zu sein [1]. Dabei stellt körperliche Aktivität einen wesentlichen protektiven Faktor zur Vermeidung von Übergewicht und damit assoziierten Folgeerkrankungen dar. Insbesondere in Sportkursen, die gezielt auf die Förderung der Gesundheit ausgerichtet sind, sind Männer deutlich unterrepräsentiert [2]. Ein häufiger Grund ist, dass Gesundheitsportangebote eher mit Individual- und ästhetisch-kompositorischen Sportarten assoziiert sind. Diese werden überwiegend von Frauen betrieben, während Männer mindestens bis ins mittlere Alter hinein wettkampfbetonte (Mannschafts-)Sportarten bevorzugen [3].

Die wissenschaftlichen Betrachtungen von Gesundheitsförderung im Sport sowie von Sport und Geschlecht verlaufen noch häufig parallel. Eine systematisch vergleichende Perspektive fehlt [4]. Die vorliegende Studie versucht diese Lücke zu schließen und untersucht, welche personalen Determinanten die Inanspruchnahme von Gesundheitssportangeboten beeinflussen und inwieweit das Geschlecht mit diesen assoziiert ist.

Methode: Für die Querschnittsstudie wurde ein teilstandardisierter Fragebogen erstellt und postalisch an eine auf einer Poweranalyse basierende Zufallsstichprobe von jeweils 250 Männern und Frauen im Alter 50 bis 70 Jahren versandt. Theoretische Grundlage für den Fragebogen bilden die Einflüsse auf Bewegung nach der sozialen Lerntheorie von Bandura [5]. Neben personenbezogenen Variablen und den individuellen Erwartungen an Gesundheitssportangebote erfasst der Fragebogen mittels standardisierter, valider Skalen die körperliche Aktivität im Alltag, die Selbstwirksamkeit zur sportlichen Aktivität, die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie Teilbereiche von Körper- und Selbstkonzept. Zur Identifizierung der Determinanten und ihren Einfluss auf die Inanspruchnahme von Gesundheitssportangeboten werden logistische Regressionen und Strukturgleichungsmodelle berechnet.

Ergebnisse: Die Datenerhebung wird Anfang Mai 2014 abgeschlossen sein. Die Modelle zur Inanspruchnahme von Gesundheitssportangeboten durch Männer und Frauen sollen erstmals im Rahmen der Jahrestagung der DGSMP vorgestellt werden.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Studie wird mit Unterstützung des Projektes Epi goes Gender im Förderprogramm „Nachwuchstalente schaffen neues Wissen“ durchgeführt (www.epi-goes-gender.net). Die Integration sport-, gesundheits- und lebensbezogener Erhebungsinstrumente bei gleichzeitigem Einbezug individueller Erwartungen der Befragten, ermöglicht detaillierte Zielgruppenanalysen. Vorläufige Auswertungen deuten darauf hin, geschlechtsübergreifend Zielgruppen zu identifizieren, die im Bereich des Gesundheitssports bisher vernachlässigt wurden. Einer Pauschalisierung von Männern und Frauen als generell unterschiedliche „Sporttypen“ würde somit widersprochen. Auf Basis der Ergebnisse sollen Gesundheitssportangebote für neue Zielgruppen entwickelt, implementiert und evaluiert sowie deren Inanspruchnahme (insbesondere durch Männer) gesteigert werden.