Gesundheitswesen 2014; 76 - A89
DOI: 10.1055/s-0034-1386939

Kosteneffizienz der optischen und virtuellen Koloskopie beim Darmkrebsscreening: Systematic Review

C Kriza 1, M Emmert 2, P Wahlster 1, C Niederländer 1, P Kolominsky-Rabas 1
  • 1Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (IZPH), Erlangen
  • 2Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg

Hintergrund: Die optische Koloskopie bildet derzeit international den Goldstandard der Darmkrebsvorsorge [1]. Diese Methode erfordert jedoch eine vorherige und vollständige Darmreinigung, die viele Patienten abschreckt und niedrige Teilnahmeraten zur Konsequenz hat [2, 3]. Andere Screeningmethoden bieten sich deshalb als mögliche Alternativen an[1]. So besteht die Möglichkeit der virtuellen Koloskopie (auch CT-Kolonografie oder CT-Koloskopie) [3], bei der mit einem Computertomographen (CT) die radiologische Untersuchung des Dickdarmes durchgeführt wird [4]. Die aktuelle Evidenzlage zeigt eine hohe Sensitivität und Spezifität dieser Methode bei der Erkennung von größeren Polypen und Karzinomen, die den Werten der konventionellen Koloskopie [5 – 7] vergleichbar sind. Vorteil dieser Methode ist ein nicht-invasiver Eingriff ohne vorherige Sedierung, der zu einer Reduktion der Komplikationen, z.B. Darmperforationen und Blutungen [8] führt. Die genannten Vorteile wirken sich auch auf höhere Teilnahmeraten aus, wie bei Stoop et al beschrieben [9].

Methodik: Zur vergleichenden Bewertung der Kosteneffektivität der optischen und virtuellen Koloskopie wurde eine systematischen Literaturrecherche für den Zeitraum 2006 – 2012 nach den PRISMA Richtlinien (Preferred Reporting Items forSystematic Reviews and Meta-Analyses) durchgeführt [10]. Die Literaturrecherche umfasste die wichtigsten medizinischen Datenbanken: PubMed (Medline), Science Direct, Cochrane Library und der York Centresfor Reviews and Dissemination Datenbank. Die Datenextraktion erfolgte gemäß der internationalen Richtlinien für gesundheitsökonomische Analysen: der „Consensus on Health EconomicCriteria“ [11] und den „BMJ guidelines for authors and peer reviewers of economic submissions“ [12].

Ergebnisse: Insgesamt wurden neun Kosteneffektivitätsstudien in der systematischen Übersichtsarbeit eingeschlossen, welche die optische mit der virtuellen Koloskopie vergleichen. Sieben identifizierte Studien wurde die Kosteneffektivität mit einer Markovmodellierung ermittelt. Zwei Studien benutzten Mikrosimulationsmethodik als Modellierungsansatz. Die Modellierungsmethoden sowie die Hauptannahmen zeichneten sich durch eine große Heterogenität aus. Drei der Studien bewerteten die virtuelle Koloskopie als wirksamere und gleichzeitig kostengünstigere Methode. In einer Studie wurde die optische Koloskopie als nicht kosteneffektiv (d.h. als zu teuer und nicht wirksam genug) bewertet. Es gab sehr starke Variationen des inkrementellen Kosten-Effektivitäts-Verhältnisses (ICER) der optischen zur virtuellen Koloskopie: von 15,091 USD pro gewonnenem Lebensjahr bis zu 498,668 USD pro gewonnenem Lebensjahr.

Diskussion: Die virtuelle Koloskopie als Screeningmethode erweist sich unter bestimmten Ansätzen im Vergleich zur optischen Koloskopie als kosteneffektiv. Die wesentlichen Einflussfaktoren, die sich erheblich auf die Kosteneffektivität dieser Screeningmethoden auswirken, sind: 1.) die geringeren Transaktionskosten dieser Screeningmethode; 2.) die Sensitivität der virtuellen Koloskopie v.a. bei großen Polypen und 3.) die potentiell höheren Teilnahmeraten beim Darmkrebsscreening.

Förderhinweis: Das Forschungsvorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Nationalen BMBF-Spitzenclusters ‚Exzellenzzentrum für Medizintechnik – Medical Valley EMN‘ gefördert (Förderkennzeichen: FKZ 13EX1013B).