Gesundheitswesen 2014; 76 - A121
DOI: 10.1055/s-0034-1386971

Mixed-Mode-Surveys als Grundlage für die Gesundheitsberichterstattung: Erfahrungen und Ergebnisse aus der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA)

S Müters 1, J Hoebel 1, C Lange 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Hintergrund: Die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) ist eine bevölkerungsbezogene Querschnittsbefragung, die regelmäßig vom Robert Koch-Institut als Komponente des bundesweiten Gesundheitsmonitoring durchgeführt wird. Ziel der GEDA-Studie ist es, regelmäßig aktuelle Informationen zum Gesundheitszustand, zu Gesundheitsdeterminanten und zur Inanspruchnahme des Gesundheitssystems von Erwachsenen in Deutschland für die nationale und europäische Gesundheitsberichterstattung bereitzustellen. Die bisherigen GEDA-Wellen wurden als reine Telefonbefragungen auf Basis von Festnetztelefonstichproben realisiert. Angesichts zunehmender Akzeptanzprobleme bei Telefonbefragungen, sinkender Teilnahmebereitschaft in niedrigen Bildungsgruppen, und Veränderungen im Telekommunikationsverhalten (z.B. „Mobile-Onlys“) wurden neue Studiendesigns für die GEDA-Studie erprobt.

Methode: In der methodischen Projektstudie GEDA 2.0 des Robert Koch-Instituts wurden verschiedene Studiendesigns auf Basis einer Einwohnermeldeamtsichprobe im Hinblick auf Response, Stichprobenzusammensetzung und Befragungsergebnisse miteinander verglichen. Die Brutto-Stichprobe von 10.080 Erwachsenen aus sechs deutschen Gemeinden/Städten wurde randomisiert auf drei Studiendesgins aufgeteilt. In einem simultanen Mixed-Mode-Design konnten die Befragten von Beginn an zwischen einem Webfragebogen zum Selbstausfüllen (SAQ-Web), einem schriftlich-postalischen Fragebogen zum Selbstausfüllen (SAQ-Papier) und einem Telefoninterview (CATI) wählen. In einem sequentiellen Mixed-Mode-Design wurden diese Erhebungsmodi nacheinander angeboten. Als Kontrollarm diente ein Single-Mode-CATI-Design, in dem ausschließlich ein Telefoninterview angeboten wurde.

Ergebnisse: Die Responsequoten unterschieden sich zwischen den beiden Mixed-Mode-Designs nur unwesentlich. Im Single-Mode-CATI-Design lag die Response deutlich niedriger als in beiden Mixed-Mode-Designs. In den Mixed-Mode-Designs haben sich weniger als 2% der Teilnehmenden für die Möglichkeit einer telefonischen Befragung entschieden. Im sequentiellen Mixed-Mode-Design nahmen deutlich mehr Befragte per Webfragebogen teil (ca. 50%) als im simultanen Mixed-Mode-Design (ca. 20%). In den Mixed-Mode-Designs lag der Anteil von Personen mit niedrigem Bildungsstatus signifikant höher als im Single-Mode-CATI-Design (ca. 20% vs. 15%). Die Stichprobenzusammensetzungen der beiden Mixed-Mode-Designs unterschieden sich kaum hinsichtlich soziodemografischer Merkmale. Zwischen den beiden Mixed-Mode-Designs zeichneten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich einer Vielzahl von Gesundheits- bzw. Krankheitsprävalenzen ab.

Schlussfolgerungen: In Gesundheitssurveys auf Basis von Einwohnermeldeamtsstichproben können höhere Responsequoten und bessere Stichprobenzusammensetzungen erzielt werden, wenn sie im Mixed-Mode-Design konzipiert sind, als wenn ausschließlich ein Telefoninterview angeboten wird. Die geringe Response im Single-Mode-CATI-Design und die niedrigen Anteile von Telefoninterviews in den Mixed-Mode-Designs sprechen nicht dafür, Telefoninterviews für die Datenerhebung in einem Gesundheitssurvey einzusetzen, wenn dieser auf einer Einwohnermeldeamtsstichprobe basieren soll. Beide Mixed-Mode-Designs zeigen hinsichtlich Response, Stichprobenzusammensetzung und Prävalenzen vergleichbare Ergebnisse. Aufgrund des höheren Anteils von kostengünstigen Webinterviews im sequentiellen Mixed-Mode-Design dürfte dieses Verfahren die wirtschaftlichere Alternative im Vergleich zum simultanen Mixed-Mode-Design darstellen.