Gesundheitswesen 2014; 76 - A138
DOI: 10.1055/s-0034-1386988

Wissenschaftliche und praktische Kompetenzen im Studium – Erfahrung der Studierenden der Medizin, der MINT-Fächer, der Geistes- und Sozialwissenschaften und der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften

S Piedmont 1, BP Robra 1
  • 1Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Magdeburg

Fragestellung: Welche Erwartungen richten Studierende an ihr Studium und in welchen Kompetenz-bereichen werden sie gefördert? Wir verglichen Studierende der Humanmedizin (HM) mit Studierenden der Fächergruppen MINT, Geistes- und Sozialwissenschaften (GSW) sowie Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Dadurch sollten Verbesserungspotenziale des HM-Studiums herausgearbeitet werden.

Methodik: Datenbasis ist der Public Use File des „11. Studierendensurveys“, eine schriftliche Befragung von zufällig ausgewählten Studierenden an 25 deutschen Hochschulen im Wintersemester 2009/2010. Einbezogen werden Angaben von 7536 Studierenden, darunter 488 Humanmediziner/innen.

Ergebnisse: Verglichen mit den anderen Fächergruppen sprechen HM ihrem Studium am häufigsten einen Praxis- und einen Forschungsbezug zu. Sie fühlen sich auch am häufigsten auf ihren Beruf vorbereitet, wünschen aber dennoch stärkeren Anwendungsbezug. Über die Hälfte aller Studierenden (ø 53,3%; HM 54,5%) sieht sich eher nicht in ihrer Forschungskompetenz gefördert. 51,6% der Studierenden der HM (ø 50,3%) geben an, dass eine selbständige Anwendung von Forschungsmethoden zu wenig Bedeutung im Studium hat, allerdings wünschen nur 24% der HM mehr Beteiligungsmöglichkeiten an Forschungsprojekten. Medizinstudierende fühlen sich in Selbständigkeit, Problemlösungsfähigkeit, Kritik- und Teamfähigkeit im Vergleich der Fächergruppen am seltensten gefördert.

Schlussfolgerung: Die von Studierenden der Humanmedizin wahrgenommene Kompetenzförderung entspricht nicht ausreichend dem verantwortungsvollen Beruf, auf den sie sich vorbereiten. Sie sollten in ihrer praktischen und wissenschaftlichen Selbständigkeit stärker gefördert werden. Dafür bedarf es einer Reduktion der hergebrachten Stoffdominanz und einer Neuausrichtung der Lehr- und Lernmethoden. Ein Erfahrungsaustausch mit den Fächergruppen MINT und GSW könnte Entwicklungsanstöße geben.

Der Studierendensurvey wurde und wird von der Arbeitsgruppe Hochschulforschung der Universität Konstanz betreut und vom BMBF gefördert.