Gesundheitswesen 2014; 76 - A154
DOI: 10.1055/s-0034-1387004

Gesundheitsförderung in der stationären Altenpflege – ein Ansatz zur Erhöhung der Mitarbeitermotivation und Senkung der Arbeitsbelastung

T Schaal 1, A Kummer 2, D Krause 3
  • 1PKP Seniorenbetreuung Hohenstein-Ernstthal GmbH, Südstraße 13, Hohenstein-Ernstthal
  • 2Motio Berlin Personalberatung, Kantstraße 150, Berlin
  • 3BGW Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Pappelallee 33, Hamburg

Einleitung/Fragestellung: Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und einer Zunahme Pflegebedürftiger sowie des prognostizierten Fachkräftemangels gewinnen die Steigerung der Mitarbeitermotivation und der Abbau von Arbeitsspitzen im Pflegebereich zunehmend an Bedeutung. Das 1981 erbaute Seniorenzentrum der PKP Seniorenbetreuung Hohenstein-Ernstthal GmbH bietet für über 200 Senioren in 12 Wohnbereichen ein neues Zuhause. Neben dem hohen Personalbedarf zur Gewährleistung professioneller Pflegeleistungen erschwert der Pflegeschlüssel in Sachsen die Arbeitsbedingungen. Bundesweit ist dieser am drittschlechtesten ausgelegt und bedingt bei gleichem Arbeitsaufkommen weniger personelle Ressourcen. Im Rahmen eines 9-monatigen Förderprojektes ist eine Arbeitssituationsanalyse als Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements zur Erfassung von Arbeitsbelastungen und Motivationsfaktoren durchgeführt worden.

Methodik: Die Arbeitssituationsanalyse ist ein strukturiertes Gruppendiskussionsverfahren indem Veränderungswünsche aus den Bereichen Arbeitsumgebung, Arbeitsorganisation, Tätigkeit, Gruppeklima und Vorgesetztenverhalten abgefragt werden. Die Erhebung durch einen externen Berater wird im Zeitraum Dezember 2013 bis August 2014 durchgeführt. Aufgrund der Größe und Mitarbeiteranzahl des Seniorenzentrums ist eine zweistufige Projektdurchführung gewählt worden. Im ersten Schritt sind 4 Pilotwohnbereiche, die Pflegedienstleitung und der Praxisanleiter einbezogen worden. Die Ergebnisse sind in einer Steuerungsgruppe ausgewertet worden, die aus Mitarbeitern der Pilotwohnbereiche und freiwilligen Teilnehmern anderer Wohnbereiche sowie der Geschäftsführung besteht. Anhand der Ergebnisse sind Ziele, Handlungsbedarfe und Verantwortliche definiert worden. In einer Ausrollphase des ersten Projektschrittes Ende Mai wird der Zielerreichungsgrad gemessen. Im Anschluss findet c. p. die Befragung der verbleibenden 8 Wohnbereiche statt.

Ergebnisse: Es sind u.a. Verbesserungsvorschläge in den Bereichen Zusammenarbeit mit Vorgesetzten, Schnittstellenmanagement und bauliche Veränderungen benannt worden. Es ist eine gleiche Erwartungshaltung zum Kenntnisstand innerbetrieblicher Abläufe von Vorgesetzten festgestellt worden, die zukünftig durch kontinuierliche Teambesprechungen und der Weitergabe in alle Bereiche eine Erhöhung der Motivation bewirken sollen. Bei der Personaleinsatzplanung ist der Wunsch einer transparenteren Darstellung geäußert worden, wonach Mitarbeiter unabhängig zum bestehenden Springerpool in anderen Wohnbereichen kurzfristig eingesetzt werden. Schnittstellenprobleme sind zwischen dem Pflegebereich und der Wäscherei herausgearbeitet worden. Zur Entlastung des Pflegebereichs wird zukünftig die Bereitstellung der bewohnerbezogenen, gereinigten Wäsche in Wagensystemen für alle Wohnbereiche angestrebt. Verbesserungsvorschläge zur räumlichen Ausgestaltung der Wohnbereiche sind soweit möglich in bevorstehende Umbaumaßnahmen ab Mitte 2014 aufgenommen worden. Neben den aufgezeigten Verbesserungspotent i al en sind zugleich die flachen Hierarchien sowie das Betriebsklima im Ganzen positiv bewertet worden.

Diskussion: Mit der Arbeitssituationsanalyse ist ein qualitatives Erhebungsinstrument ausgewählt worden, um die Mitarbeiter direkt zu erreichen und gemäß der Einrichtungskonzeption am kooperativen Management partizipieren zu lassen sowie die Vorteile offen formulierter Fragen zu nutzen. Der Einsatz eines externen Beraters ist mit seiner Unabhängigkeit zum Unternehmen und den Mitarbeitern sowie der Verfügbarkeit vergleichbarer Daten aus anderen Pflegeeinrichtungen begründet worden. Nach ersten Rückmeldungen aus den Pilotwohnbereichen und der Steuerungsgruppe, sind das Projekt und die bisherigen Handlungsfelder wertschätzend aufgenommen und erste Erfolge realisiert worden. Es zeichnet sich ab, dass mit Projektabschluss eine gewünschte Steigerung der Mitarbeitermotivation sowie ein Abbau von Arbeitsspitzen erreicht werden wird.

Fördermittel: Das Projekt ist aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds für Deutschland im Programm „unternehmensWert:Mensch“ in Kooperation mit der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege gefördert worden.