Gesundheitswesen 2014; 76 - A224
DOI: 10.1055/s-0034-1387074

Steigerung der körperlichen Aktivität durch eine Multikomponenten-Intervention zur betrieblichen Gesundheitsförderung

S Zore 1, M Steudtner 1, T Kraus 2, S Mache 3, G Preuss 3, E Ochsmann 1, 2
  • 1Westsächsische Hochschule Zwickau, Zwickau
  • 2Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Universitätklinikum Aachen, Aachen
  • 3Institut für Arbeitsmedizin der Charité, Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin, Berlin

Einleitung/Hintergrund: Etwa 75% der Erwachsenen in Deutschland betätigen sich nach WHO-Definition nicht ausreichend körperlich [1,2]. Das Arbeitsumfeld bietet sich als ein geeignetes Setting an, den Mitarbeitern (MA) ein gesundes Verhalten, so z.B. körperliche Aktivität, nahe zu bringen [3]. Es wurde untersucht, ob die körperliche Aktivität (kA) in der Freizeit durch ein betriebliches Gesundheitsprogramm erhöht werden konnte.

Daten/Methodik: In einem deutschen Logistikunternehmen erhielten Mitarbeiter der Interventionsgruppe ein regelmäßiges Gesundheitstraining, das aus Übungen, Beratung und Motivation zur kA bestand. Die Datenerhebung der selbst-eingeschätzten kA erfolgte vor (t0) und nach einem Jahr Intervention (t1) anhand strukturierter Fragebögen. Verglichen wurde die aktive Interventionsgruppe (aIG) mit einer Kontrollgruppe (KG) und mit den Mitarbeitern der passiven Interventionsgruppe (pIG), die nicht am freiwilligen Angebot teilnahmen, mittels deskriptiver Statistik und nichtparametrischer Tests (Wilcoxon und McNemar). p < 0,05 wurde als Signifikanzniveau gewählt.

Ergebnisse: Der Rücklaufquote der Interventionsgruppe für die t0-Befragung betrug 54% (n = 444) und für die t1-Befragung 59% (n = 464). In der Interventionsgruppe nahmen insgesamt 202 MA teil (aIG: n = 156, pIG: n = 46) und in der Kontrollgruppe 140 MA. Insgesamt waren 48% der Teilnehmer männlich, 52% waren weiblich. Der Altersdurchschnitt lag bei 45,8 Jahren (SD: 8,7), der BMI bei 25,7 (SD: 4,6). In der Basiserhebung hielten sich insgesamt 36% der aIG für sportlich, nach einem Jahr Intervention waren es 42%. Die KG insgesamt schätzte sich schlechter ein (t0: 35% vs. t1: 28%), wobei die Veränderungen beider Gruppen nicht signifikant waren. Der Sport in der Freizeit stieg bei der aIG insgesamt (t0: 36% vs. t1: 42%, p < 0,05), bei den Männern der aIG (t0: 43% vs. t1: 50%, p < 0,05) und in der Altersgruppe der über 40-Jährigen der aIG (t0: 62% vs. t1: 74%, p < 0,05) an. In der KG reduzierte sich die sportliche Aktivität in der Freizeit von 35% auf 28% (p < 0,05). In der pIG gab es ebenfalls weniger Freizeitsportler als zu Beginn (t0: 67% vs. t1: 57%, p < 0,05). In der aIG stieg die Zahl derer, die regelmäßig mehr als zwei Stunden die Woche Sport ausübten, nicht signifikant von 24% zum Zeitpunkt t0 auf 35% zum Zeitpunkt t1. In der KG blieb die Häufigkeit Sport durchzuführen im Längsschnittvergleich konstant (t0: 30% vs. t1: 29%).

Knapp dreimal so viele Teilnehmer der aIG in t1 als in t0 gaben an, bereits etwas an ihren Sportgewohnheiten zu verändern (t0: 6% vs. t1: 16%), bei den über 40-Järigen stieg die Veränderung signifikant (t0: 6% vs. t1: 15%, p < 0,05). Gleichzeitig sank die Zahl der Teilnehmer der aIG und die Zahl der älteren MA der aIG, die keine Veränderungen möchten (t0: 36% bzw. 40% vs. t1: 28% bzw. 31%, p < 0,05).

Diskussion/Schlussfolgerung: Die körperliche Aktivität und die Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter konnten durch eine aktive Teilnahme an der Multikomponenten-Intervention am Arbeitsplatz erhöht werden, sodass betriebliche Interventionen dazu beitragen können, die Empfehlungen der WHO erreichen zu können. Dieses Ergebnis entspricht auch den Ergebnissen anderer Autoren [4 – 6]. Erfreulicherweise ließ sich besonders für die älteren MA eine Verbesserung erzielen [7].