Gesundheitswesen 2015; 16 - V54
DOI: 10.1055/s-0035-1546894

Tuberkulose bei somalischen Asylanten in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Rheinland-Pfalz, Trier

C Bartz 1, H Michels 1
  • 1Kreisverwaltung Trier-Saarburg, Gesundheitsamt, Trier

Seit 2010 wurden bei somalischen Probanden aus der Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Rheinland-Pfalz, Trier, vermehrt Tuberkuloseerkrankungen (21) identifiziert. Bei den im Median 21jährigen Patienten waren 17 Fälle mikroskopisch/kulturell positiv; es konnte eine Mono- und eine Multiresistenz nachgewiesen werden. Die berechnete Gesamtprävalenz betrug 2100/100000 (!); gemäß der aktuellen WHO-Daten wären 6 Fälle zu erwarten gewesen.

Die eigenen Untersuchungen ergaben teilweise bekannte spezifische Vorerkrankungen; eine erhöhte HIV-Koinzidenz fand sich nicht; in 6 asservierten Kulturen aus 2013 zeigten sich sämtlich unterschiedliche Erregerstämme. Vor dem Hintergrund steigender Asylbewerberzahlen ist ein zeitnahes Tuberkulose-Screening infolge des zum Teil erheblichen Mehrauftretens von (erwarteten) Erkrankungsfällen, insbesondere bei Probanden aus Hochprävalenzländern bzw. Ländern ohne funktionierendem Gesundheitssystem (z.B. Somalia), unverändert zwingend indiziert. Bei unterschiedlichen Erreger-Stämmen ist trotz des teilweise gemeinsamen Fluchtwegs eine endogene Reaktivierung wahrscheinlich.