Im Rahmen der Prävention von STIs bieten Gesundheitsämter ein anonymes Beratungs-
und Untersuchungsangebot an. Die Studie untersuchte die Häufigkeit der Erkrankungen,
Hinweise auf Risikogruppen und -verhalten sowie die Motivation der Patienten zum Besuch
der Sprechstunde im Gesundheitsamt Braunschweig. Abhängig vom persönlichen Risiko
und Wunsch des Patienten wurden labordiagnostische Untersuchungen durchgeführt und
spezifische Fragebögen für Personen mit heterosexuellem Risiko (PHR), Männer die Sex
mit Männern hatten (MSM) und Sexarbeiterinnen eingesetzt. In einer univariaten Analyse
wurden Relative Risiken (RR) und dazugehörige Konfidenzintervalle (CI) berechnet.
Es wurde 19 Chlamydien-Infektionen (n = 453; 4,2%), 44 HPV-HR Infektion (n = 247;
17,8%), 12 HPV-LR Infektionen (n = 104; 11,5%) und 11 behandlungsbedürftige/ausgeheilte
Lues-Infektionen (n = 416; 2,6%) nachgewiesen. Alle Untersuchungen auf HIV (N = 566)
und Gonorrhoe (n = 373) blieben negativ. MSM waren signifikant häufiger von Chlamydieninfektionen
(RR 5,90; CI 2,13 – 16,30) sowie von HPV-HR (RR 7,84; CI 3,06 – 20,07) und HPV-LR
(RR 5,60; CI 1,34 – 23,40) betroffen als Männer der Gruppe PHR. Unter den PHR wiesen
Frauen ein signifikant höheres Risiko für HPV-HR auf als Männer (RR 5,90; CI 2,64
– 13,20). Eine signifikante Assoziation (RR 4,31; CI 1,34 – 13,82) zeigte sich für
eine HPV-HR Infektion unter PHR und einem inkonsequenten Kondomgebrauch. MSM nutzen
das Angebot der Sprechstunde regelmäßig. Der Hauptgrund für den Besuch ist für MSM
und PHR die Angst vor einer Infektion. Sexarbeiterinnen werden hauptsächlich durch
die aufsuchende Tätigkeit des Gesundheitsamtes erreicht. STIs treten in den Risikogruppen
unterschiedlich häufig auf, ohne dass gruppenspezifische Risikofaktoren eindeutig
identifiziert werden können. Die Aufklärung über den Schutzeffekt durch Kondomverwendung
muss kontinuierlich fortgeführt werden. Vor allem für MSM und Sexarbeiterinnen sind
STI-Sprechstunden ein wichtiges Angebot.