Gesundheitswesen 2015; 77(07): 452
DOI: 10.1055/s-0035-1559618
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medizinische Informatik Kompakt

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Publikationsdatum:
30. Juli 2015 (online)

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„Medizinische Informatik Kompakt“ als „Lehrbuch für Mediziner, Informatiker, Qualitätsmanager und Epidemiologen“ orientiert sich an den Lehrplänen der diversen Aufbaustudiengänge und dem Gegenstandskatalog der ärztlichen Weiterbildung für die Zusatzbezeichnung Medizinische Informatik, wodurch die enorme Themenbreite vorgegeben ist. Wer die Weiterbildung „MI“ durchlaufen hat, erinnert sich an Stapel von Skripten der verschiedensten Disziplinen und wundert sich nicht, dass es dieses „Kompakt“-Lehrbuch auf fast 500 Seiten bringt. Die Herausgeber/innen sind Ärzte, die Liste der Autoren wird ergänzt durch Spezialisten aus den Bereichen Informatik, Qualitätsmanagement und Medizincontrolling.

Das Problem eines solchen Lehrbuchs ist der Zuschnitt der „Medizinischen Informatik“ an sich und wird verschärft durch die Vielfalt und unterschiedliche Vorbildung der Adressaten. Den Medizinern sollen technische Grundlagen wenigstens im Prinzip erklärt werden, die Informatiker sollen einen Einblick in Strukturen und Organisation des Gesundheitswesens erhalten, weitere Berufsgruppen sollen mit den verschiedensten Anwendungen der MI vertraut gemacht werden. Naturgemäß werden die jeweiligen Spezialisten jedes einzelne Kapitel (wie den MI-Ausbildungsgang insgesamt) für unvollständig und zu oberflächlich halten, dennoch hat das Ganze seine Berechtigung.

Das Gesundheitswesen wird seit mindestens 20 Jahren geradezu überschwemmt von Anwendungen der Datenverarbeitung und Informationstechnik, so dass Ärzte heute ohne entsprechende Grundkenntnisse praktisch nicht mehr arbeiten könnten. Von der Patientenregistrierung mittels elektronischer Gesundheitskarte über die Dokumentation (elektronische Patientenakte, KIS, Archivierung) bis hin zur Ermittlung der Abrechnungsdaten in verschiedenen Systemen (EBM, GOÄ, DRG) und ihrer Übermittlung an Versicherer und KVen, ganz zu schweigen von der high-tech-Diagnostik (Labor, bildgebende Verfahren) und dem Anspruch an evidenzbasiertes Handeln (Zugriff auf Datenbanken, Register, Leitlinien…) sowie vielfältigen Anforderungen der Qualitätssicherung – ohne Computer-Anwendungen ist schon die ärztliche Basistätigkeit kaum mehr denkbar.

Erst recht erfordert die Entwicklung all dieser Anwendungen eine intensive Kooperation der diversen Spezialdisziplinen und wirft an den Schnittstellen häufig massive Kommunikationsprobleme auf. Die komplexen „Sprachen“ der Informatiker, Statistiker, Ökonomen, Qualitätsmanager, Biometriker und „EbM-ler“, der Programmierer, Daten- und Sicherheitstechniker etc. bergen bei interdisziplinären Projekten an vielen Stellen die Gefahr elementarer Missverständnisse, die im günstigsten Fall nur zu (teuren) Verzögerungen, im schlimmsten Fall zum Scheitern kompletter Entwicklungen führen können.

In der interdisziplinären Kommunikation liegt hier eine entscheidende Funktion der Medizinischen Informatiker, die aufgrund der breitgefächerten Weiterbildung als „Dolmetscher“ für eine reibungslose Zusammenarbeit der verschiedenen Professionen sorgen können und ggf. den Start in eine eigene Spezialisierung finden. Hier hat die MI ihren Platz, und das vorliegende Lehrbuch vermittelt einen fundierten Einstieg. Das ganze Spektrum wird in einheitlicher Darstellungsweise gut lesbar präsentiert, wesentliche Grundlagen und Grundsätze der einzelnen Fächer werden für den Nicht-Spezialisten noch verständlich aufbereitet. Für die Ausbildung ist ein praktisches Repetitorium entstanden, das sich auch als sehr übersichtliches, gut gegliedertes Nachschlagewerk zur Wiederholung oder Einarbeitung in neue Bereiche eignet und dank der teils umfangreichen Literaturhinweise und Internet-Quellenangaben nahtlos auf im Detail notwendige Vertiefungen hinführt.

Thomas Kohlhaußen, Essen

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Thomas Kohlhaußen, Arzt für Innere Medizin, Sozialmedizin, Medizinische Informatik. Seniorberater, Leiter Stabsstelle Wissensmanagement, Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS) in Essen.