Gesundheitswesen 2015; 77 - A94
DOI: 10.1055/s-0035-1563050

Reduziert die Psychotherapie die Dauer der Krankschreibungen?

J Jaunzeme 1, S Geyer 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Hintergrund: Effekte von therapeutischen Maßnahmen werden häufig anhand des Vergleichs hinsichlich der Inanspruchnahme des Gesundheitssystems vor und nach der Maßnahme gemessen. So können die Dauer bzw. Umfang der medikamentösen Behandlung vor und nach einer Therapie oder die Anzahl der Tage im Krankenhaus analysiert werden. Bei erwerbstätigen Personen bietet sich außerdem die Dauer der Krankschreibung an als eine Messgröße für den Erfolg einer therapeutischen Maßnahme. Im Bereich psychischer Störungen sind entsprechende Analysen bisher rar. Methodik: In der vorliegenden Studie kann ein Kollektiv von ca. 7 Tausend erwerbstätigen Personen im Alter von 22 bis 59 Jahren untersucht werden, für die im Zeitraum von 2006 bis 2013 psychotherapeutische Behandlungen (GOÄ-Kapitel 35.2) abgerechnet wurden. Dabei wird ein Ein- und Zweijahreszeitraum vor Beginn und nach Ende einer psychotherapeutischen Behandlung analysiert im Hinblick auf die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage mit ausgewählten Diagnosen. Ergebnisse: Die ersten Analysen zeigen, dass sich die durchscnittliche Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage im Jahr nach dem Ende der Psychotherapie deutlich reduziert, bei Männern wie bei Frauen. Auch die Anzahl der Personen mit Krankschreibungen ist im Zeitraum nach der Psychotherapie deutlich geringer. Weitere Analysen mit spezifischen Diagnosegruppen und mit Stratifizierung nach SES-Indikatoren folgen. Diskussion: Eine Reduktion der Krankschreibungstage nach einer psychotherapeutischen Behandlung kann eindrucksvoll die Effektivität der Therapie für erwerbstätige Patienten unterstreichen. Der sekundärdatenanalytische Ansatz hat in diesem Themenbereich zahlreiche Vorteile gegenüber einer Befragungsstudie.