Gesundheitswesen 2015; 77 - A116
DOI: 10.1055/s-0035-1563072

Wie beurteilen Pädiater Rehabilitationsmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen?

S Ritter 1, S Jankowiak 2, R Kaluscha 3, G Krischak 2, 4
  • 1Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universiät Ulm, Bad Buchau
  • 2Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm, Bad Buchau
  • 3Institut für rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm, Bad Buchau
  • 4Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Federseeklinik, Bad Buchau

Hintergrund: Chronische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter haben aufgrund ihres langen Verlaufs einen nachhaltigen Einfluss auf die gesamte Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die Rehabilitation ist dabei ein wichtiges Instrument zur Verbesserung des Gesundheitszustands und damit zur Sicherung der Leistungsfähigkeit für Schule und Ausbildung. Um Kenntnisse über die Rehabilitationsergebnisse zu gewinnen, wurde die Sicht der Kinder/Jugendlichen bzw. deren Eltern herangezogen, wogegen die Perspektive der Pädiater bisher unberücksichtigt blieb. Methodik: Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg (DRV-BW) und Verbänden der Kinder- und Jugendärzte zur „nachhaltigen Sicherung der in der Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen erzielten Ergebnisse“ führt der Pädiater ein Rückkehr- und Katamnesegespräch (sechs Monate nach Abschluss). Dabei dokumentiert er seine Einschätzung der Ergebnisse in einem Fragebogen. Im Zuge der Auswertungen konnten 327 Pädiaterfragebögen des Rückkehrgesprächs herangezogen werden. Ergebnisse: Die Rehabilitation wird insgesamt sehr positiv beurteilt: 47% der Kinder- und Jugendmediziner schätzen den Rehabilitationserfolg als sehr gut bis ausgezeichnet ein und weitere 39% beurteilen das Ergebnis als gut. Wird der Erfolg vom Pädiater als ausgezeichnet eingeschätzt, geben 97% der Mediziner an, dass Schul- und Ausbildungsfähigkeit vorliegen. Beurteilt der Pädiater den Erfolg als schlecht, werden hingegen nur 86% der Kinder/Jugendlichen für schul- und ausbildungsfähig gehalten. Weiterhin nehmen die Pädiater eine optimistische Prognose der künftigen gesundheitlichen Entwicklung des Kindes/Jugendlichen vor: 71% der Kinder- und Jugendmediziner prognostizieren dabei eine gute Entwicklung. Diskussion: Kinder- und Jugendärzte haben aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung einen spezifischen Blick auf die Verläufe von chronischen Erkrankungen. Folglich können sie intuitiv eine Prognose des zu erwartenden Krankheitsverlaufs vornehmen und dürften zu einer fundierten Einschätzung der Rehabilitationsergebnisse kommen. Die positiven Einschätzungen der Pädiater weisen auf die Relevanz der Rehabilitation für die Verbesserung des Gesundheitszustands der Kinder/Jugendlichen hin. Zur Prüfung der Nachhaltigkeit der Rehabilitationseffekte werden die Angaben des Katamnesegesprächs analysiert. Ferner ist eine Verknüpfung der Fragebogendaten mit Routinedaten der DRV-BW vorgesehen.