Gesundheitswesen 2015; 77 - A269
DOI: 10.1055/s-0035-1563225

Sekundärdaten im Gesundheitswesen – eine Übersichtsarbeit zum Stand der Wissenschaft und Praxis

D Matusiewicz 1, E Swart 2, P Ihle 3, H Gothe 4
  • 1FOM Hochschule, Essen
  • 2Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
  • 3Universität zu Köln, Köln
  • 4UMIT, Hall i.T.

Hintergrund: Routinedaten im Gesundheitswesen sind standardisierte Informationen, die vor allem zu Abrechnungszwecken mit den Leistungserbringern erhoben werden. Dies sind beispielsweise Daten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Renten- und Unfallversicherung (Sozialdaten), aber auch der amtlichen Statistik (z.B. Krankenhausdiagnose- oder DRG-Statistik). Im Gegensatz zu Primärdaten, die eigens für den wissenschaftlichen Verwendungszweck erzeugt werden, handelt es sich bei Routinedaten um bereits vorliegende Daten, die zunächst für andere, nicht primär wissenschaftliche Zwecke erhoben wurden. Fragestellung: Es stellt sich die Frage nach den Vor- und Nachteilen der Routinedaten im Gesundheitswesen und dem Einsatzspektrum dieser in Bezug auf verschiedene Disziplinen der Gesundheitswissenschaften. Methoden: Es wird ein Überblick über die Anwendungsfelder und Potenziale der Routinedaten nach verschiedenen Disziplinen gegeben. In Anlehnung an die im Jahre 2000 veröffentlichte „Gute Epidemiologische Praxis“ (GEP) wurde erstmalig im Jahr 2005 ein Standard für die Verwendung und Auswertung von Routinedaten im Gesundheitswesen etabliert, der zugleich Grundlage für vertragliche Absprachen zwischen Primärnutzern (wie bspw. Krankenkassen) und Sekundärnutzern (wie bspw. Forschungsinstituten) sein soll. Bis 2014 erfuhr die GPS zwei weitere Revisionen. Formal orientiert an der GEP, aber durchaus als eigenständiger methodischer Standard zu verstehen, umfasst die GPS insgesamt elf Leitlinien, die von ethischen Prinzipien über Qualitätssicherungsmaßnahmen bis hin zur verantwortungsvollen Kommunikation der Analyseergebnisse reichen. Hierbei wurden insbesondere weitere Empfehlungen zur Leitlinie Datenschutz ergänzt. Ergebnisse: Die Vorteile der GKV-Routinedaten liegen zunächst in der Größe der in wissenschaftliche Auswertungen einschließbaren Population, in der Länge (Kontinuität) der beobachtbaren Zeiträume sowie in der Tatsache begründet, dass diese Daten einen weitgehend unverzerrten Blick auf die Versorgungsrealität gestatten. Weitere Vorzüge sind in der Erfassung der Nachfrage nach bestimmten Gesundheitsleistungen und der Aufschlüsselung nach soziodemographischen Faktoren (z.B. Alter, Geschlecht, Versichertenstatus) zu sehen. Diskussionen: Auch vom Gesetzgeber wurde die Bedeutung dieser Datenquellen für die Gesundheitsberichtserstattung, Evaluation und Steuerung unseres Gesundheitssystems erkannt.

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