Gesundheitswesen 2015; 77 - A275
DOI: 10.1055/s-0035-1563231

Die Priorität einzelner Rehabilitationsziele aus Sicht von Patienten, Ärzten und Mitarbeitern des Sozialdienstes

A Gottschling-Lang 1, M Blumenthal 1, C Egen 1, C Sturm 1, C Gutenbrunner 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitationsmedizin

Hintergrund: Die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit für das Erwerbsleben stellt das wesentliche Ziel der durch die Rentenversicherungen getragenen Anschlussheilbehandlung/Anschlussrehabilitation (AHB) dar. Die Priorisierung möglicher Rehabilitationsziele durch die am AHB-Antragsverfahren beteiligten Personengruppen (Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter des Sozialdienstes, Ärztinnen/Ärzten, Patientinnen/Patienten) wurde im Folgenden untersucht. Methodik: Es wurden standardisierte Fragebögen entwickelt, die sich an AHB-indizierte Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzte sowie an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialdienstes richteten. Die Fragebögen erfassten in Anlehnung an Kohlmann und Buchholz (2012) u.a. mögliche Rehabilitationsziele (z.B. Verbesserung körperlicher Leistungsfähigkeit, Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit für das Erwerbsleben) anhand von zehn vierstufigen Items (Antwortkategorien „sehr wichtig“ bis „gar nicht wichtig“). Die Datenerhebung erfolgte in drei Akutkrankenhäusern. Die Auswertung der Items umfasst die Gegenüberstellung der prozentualen Häufigkeiten in den drei Personengruppen. Ergebnisse: In die Auswertung wurden n = 125 Patientinnen/Patienten, n = 81 Ärztinnen/Ärzte, n = 15 Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter des Sozialdienstes einbezogen. Die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeiten erachten 82,3% der Patientinnen/Patienten, 72,0% der Ärztinnen/Ärzte und 64,3% der Sozialdienstmitarbeiterinnen/-mitarbeiter als sehr wichtiges Rehabilitationsziel. Die Besserung der seelischen Gesundheit ist für 57,1% der Sozialdienstmitarbeiterinnen/-mitarbeiter und 41,3% der Ärztinnen/Ärzte, jedoch nur für 34,4% der Patientinnen/Patienten sehr wichtig. Die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit für das Erwerbsleben wird von 80,0% der Ärztinnen/Ärzte und von 62,7% der Sozialdienstmitarbeiterinnen/-mitarbeiter als sehr wichtiges Rehabilitationsziel eingestuft. Auf Seiten der Patientinnen/Patienten erachten lediglich 59,2% die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit für das Erwerbsleben als sehr wichtig, 4,6% halten dies für gar nicht wichtig. Auch die Zielstellung, Lebensgewohnheiten zu verändern, ist für die Patientinnen/Patienten in geringerem Umfang sehr wichtig (34,4%) als dies nach Ansicht der Sozialdienstmitarbeiterinnen/-mitarbeiter (46,7%) beziehungsweise der Ärztinnen/Ärzte (42,7%) als sehr wichtiges Rehabilitationsziel zu bewerten ist. Diskussion: Die Wichtigkeit einzelner Rehabilitationsziele wird von den drei Personengruppen durchaus unterschiedlich eingeschätzt. Insbesondere den Patientinnen und Patienten scheinen die Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit sowie eventuell erforderliche Verhaltensänderungen teilweise weniger wichtig als unter Umständen vom Leistungsträger erwünscht.

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