Gesundheitswesen 2015; 77 - A310
DOI: 10.1055/s-0035-1563266

Versorgungsmodelle für ländliche und strukturschwache Regionen – eine international vergleichende Analyse

K Hämel 1, M Ewers 2, D Schaeffer 1
  • 1Universität Bielefeld, Bielefeld
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin

Hintergrund: Finnland, Kanada und Deutschland teilen die Herausforderung, dass der Anteil alter und chronisch kranker Menschen mit komplexen gesundheitlichen Problemen in der Bevölkerung zunimmt. Dies vollzieht sich regional ungleichförmig: Besonders betroffen sind ländliche und strukturschwache Regionen, die zugleich mit Bevölkerungsschwund, Infrastrukturabbau und einem wachsenden Fachkräftemangel in Medizin und Pflege konfrontiert sind. Welche Ansätze und Modelle in Finnland und Kanada entwickelt wurden, um den mit dieser Entwicklung verbundenen Herausforderungen in der Versorgung zu begegnen, war Gegenstand eines von der Robert Bosch Stiftung geförderten und an der Universität Bielefeld in Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin durchgeführten Forschungsprojekts, dessen Ergebnisse in dem Beitrag vorgestellt werden. Methodik: Die Auswahl und Analyse von Versorgungsmodellen erfolgte auf Basis von Literatur- und Dokumentenrecherchen, leitfadengestützten Experteninterviews und Exkursionen in verschiedene Regionen in Finnland und Kanada. Ergebnisse: Der Beitrag thematisiert innovative Ansätze der ambulanten Primär- und Langzeitversorgung in ländlichen und strukturschwachen Regionen, die in Gesundheitszentren, niederschwelligen und aufsuchenden Gesundheitseinrichtungen sowie häuslichen Pflegeteams Eingang gefunden haben. Zentrale, verbindende Elemente sind eine populations- und gemeindeorientierte Arbeitsweise, die Bündelung, Integration und Koordination verschiedener Angebote, die Aufwertung von Gesundheitsförderung und Prävention und Stärkung von Information, Beratung und Edukation sowie die Verankerung von Teamarbeit einschließlich der Entwicklung neuer Rollen und Aufgaben der Gesundheitsprofessionen. Diskussion: Die Modelle bieten Anregungen für die Entwicklung neuer Ansätze der ländlichen Versorgung in Deutschland, die auf die Bedarfslagen älterer und chronisch kranker Menschen abgestimmt sind und attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten für die Gesundheitsprofessionen bieten können.

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