Gesundheitswesen 2016; 78 - V77
DOI: 10.1055/s-0036-1578892

Leptospirose-Ausbruch bei Saisonarbeitern in der Erdbeerernte in Niedersachsen, 2014

J Dreesman 1, L Hamschmidt 2, S Toikkanen 3, M Runge 4, B Lüsse 2, J Freise 4, J Ehlers 5, K Nöckler 6, C Knorr 4, B Keller 4, A Mayer-Scholl 6
  • 1Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Infektionsschutz, Hannover
  • 2Gesundheitsamt Lk Oldenburg, Wildeshausen
  • 3Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover
  • 4Nds. Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Wardenburg
  • 5Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Abteilung 5 – Untersuchungseinrichtungen, Koordinierungsstelle Zoonosen, Oldenburg
  • 6Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin

Hintergrund: Im Sommer 2014 wurden in zwei benachbarten niedersächsischen Landkreisen 45 Fälle von Leptospirose bei Saisonarbeitern für die Erdbeerernte registriert.

Methoden: Die Aktivitäten der Veterinär- und Gesundheitsbehörden der Landkreise, des Landes und des Bundes zur Untersuchung des Ausbruchs und zur Vorbeugung weiterer Erkrankungsfälle umfassten:

  • Sammlung von Daten der erkrankten Fälle zum Krankheitsverlauf und zu Expositionen

  • Laboruntersuchung von Blutproben der erkrankten Fälle

  • Fang von Mäusen auf den Feldern der betroffenen Erdbeererzeuger

  • Laboruntersuchung der gefangenen Mäuse

  • Erfassung von Wetterdaten in der Region im entsprechenden Zeitraum

  • Information an Erzeuger, Feldarbeiter und Ärzte.

Ergebnisse: Von 45 registrierten Leptospirose-Fällen (27 männlich, Altersmedian 22 Jahre) wurden 47% stationär behandelt. Charakteristische Symptome waren hohes Fieber, allgemeine Muskelschmerzen, Erhöhung der Nieren- und Leberenzymwerte. 15 Fälle wurden serologisch oder molekularbiologisch bestätigt. Als vermutlich verursachender Erreger wurde L. kirschneri serovar Grippotyphosa identifiziert. Leptospira-spezifische DNA wurde auch in den Nieren von 67% von 64 gefangenen Nagetieren nachgewiesen und als L. kirschneri-Sequenztyp 110 identifiziert. Während der errechneten Infektionszeit herrschte sehr warmes Wetter mit hohen Niederschlägen.

Schlussfolgerungen: Die Untersuchungen bestätigen den Infektionsweg von den Mäusen zu den Feldarbeitern. Im Jahr 2015 wurde eine Informationskampagne für Ärzte, Erdbeererzeuger und Feldarbeiter durchgeführt um auf Prävention und frühzeitige Erkennung und Behandlung von Erkrankungen hinzuwirken. Die wichtigsten Botschaften waren: Erdbeererzeuger: Arbeiter informieren. Auf schützende Kleidung bei den Arbeitern achten. Ggf. Schutzhandschuhe bereitstellen und die Arbeiter zur Benutzung anhalten. Auf Erkrankungen bei den Arbeitern achten und Arztbesuch ermöglichen. Saisonarbeiter: Schützende Kleidung und ggf. Handschuhe tragen. Hände vor Lebensmittelverzehr waschen. Bei Symptomen Arzt aufsuchen, keine Selbstmedikation.

Ärzte: Leptospirose als Diagnose in Betracht ziehen. Verdachtsfälle labordiagnostisch abklären, Gesundheitsamt informieren. Im Jahr 2015 wurde noch ein Fall registriert.