Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - V22
DOI: 10.1055/s-0036-1583874

Schluckstörungen und Mangelernährung bei älteren Menschen im Krankenhaus: Prävalenz und Interventionen

D Eglseer 1, C Lohrmann 1
  • 1Medizinische Universität Graz, Institut für Pflegewissenschaft, Graz, Österreich

Hintergrund/Ziel: Schluckstörungen haben unweigerlich Auswirkungen auf die Nahrungsaufnahme und somit auf den Ernährungszustand. Daten zur Häufigkeit von Dysphagie im Krankenhaus sind kaum verfügbar. Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz subjektiver Schluckstörungen von hospitalisierten Menschen (65+) und den Zusammenhang mit dem Ernährungszustand zu erfassen. Zusätzlich sollte erhoben werden, welche Maßnahmen bei PatientInnen mit Schluckbeschwerden im Krankenhaus eingeleitet werden.

Methoden: Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen einer multizentrischen Querschnitterhebung mittels standardisiertem Fragebogen. Es wurden Daten von insgesamt 3216 älteren Menschen in Allgemeinen und Geriatrischen Krankenhäusern erfasst. Häufigkeiten wurden mittels deskriptiver Statistik berechnet, Zusammenhänge mit dem Chi-Quadrat-Test auf statistische Signifikanz getestet. Die Datenauswertung erfolgte mit SPSS 22.

Ergebnisse: 7,5% der PatientInnen gaben an, Probleme beim Schlucken zu haben, mehr als 37% davon waren mangelernährt. PatientInnen mit Dysphagie wiesen signifikant häufiger eine Mangelernährung auf als PatientInnen ohne Dysphagie (p < 0,001). Bei etwa einem Viertel der PatientInnen mit Schluckstörung wurde keine ernährungstherapeutische Intervention gesetzt. Die häufigsten eingeleiteten Maßnahmen waren die Aufklärung der PatientIn oder der Angehörigen (33,1%), die Kontrolle der erhaltenen Flüssigkeitsmenge (32,6%), die Anpassung der Nahrungskonsistenz (32,2%) sowie das Hinzuziehen einer Diätologin (31,4%).

Diskussion: Aufgrund des häufigen parallelen Auftretens von Dysphagie und Mangelernährung ist bei PatientInnen mit Schluckstörung die Erfassung des Ernährungszustandes besonders wichtig. Obwohl Schluckprobleme eine konsistenzadaptierte Kost erfordern (Aspirationsprävention), erhält nur ein knappes Drittel der PatientInnen eine solche. Bei einem großen Teil der betroffenen PatientInnen wird keine ernährungstherapeutische Intervention eingeleitet. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit im klinischen Alltag ist insbesondere bei der Einleitung von ernährungstherapeutischen Interventionen unerlässlich.